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Bruno LiebiCH:
Der Padapatha des Säkalya.
22 Der Rgveda-Padapätha des Vedamitra Säkalya fördert zwar
unsere Einsicht in die Entwicklungsgeschichte des Verbums nicht,
kann aber wegen seiner Bedeutung für die Geschichte der indischen
Grammatik im allgemeinen hier nicht ganz übergangen wTerden.
Am Ausgang der Brähmana-Zeit wurde die Siksä (vgl. § 11)
in sechs Abschnitten dem Schüler vorgetragen, von denen je zwei
in engerem Zusammenhang stehen: varnah [ svarah (Laute und
Akzente), mäträ ; bälam (Quantität und Artikulation), säma j safh-
tänah (Vortrag und Lautverbindung).1 Der vierte Abschnitt um-
faßte die spätere Lehre von sthäna und prayatna, Ort und Art
der Bildung der verschiedenen Laute, der letzte muß im wesent-
lichen der späteren Lehre vom Sandhi entsprochen haben. Man
war also schon auf die spontanen Veränderungen aufmerksam
geworden, die der Wortauslaut, manchmal auch der Wortanlaut
im raschen Dahinfluß des gesprochenen Satzes wohl in jeder
lebenden Sprache erleidet. Die Päninlya-Siksä, die in ihrer Form
jung, inhaltlich alt ist, spricht nur von den acht verschiedenen
Formen, die der Visarga im Innern des Satzes annehmen kann,
die sie in halb mystischer Weise den achtfachen Gang (oder Ur-
sprung?) des Üsman (gatir astavidhosmanah) nennt, und die sich
wegen der Häufigkeit dieses Lautes, namentlich wegen seines Vor-
kommens im Nom. Sing, der vokalischen Flexion allerdings wohl
zunächst der Beobachtung aufdrängen mochten. Sie sind in der
Reihenfolge der Siksä, wobei die absolut häufigste, die deshalb
auch später (im Pali) alle übrigen verdrängt hat, voransteht:
obhäva, vivrtti (Hiatus), s, s, s, r, Jihvämüliya und Upadhmänlya
(also z. B. devo, deva (vor Vokalen außer a), devas, devas, devas,
punar bez. agnir, devax2, devaf).
23 Nachdem aber einmal der Sinn für solche äußerliche, von
der Bedeutung unabhängige, nur durch die Natur des darauf-
folgenden Lautes bedingte Formveränderungen, kurz gesagt für
die Satzphonetik, geweckt war, erkannte man, daß auch aus-
lautendes m, auslautende Vokale usw. unter bestimmten Bedin-
gungen ihre reine Gestalt einbüßten. So faßte denn ein ßrahmane
aus dem Hause des Sakala, der dafür den Ehrennamen Veda-
1 Vg], das 7. Kap. des Taittiriya-Äranyaka; zur technischen Bedeutung
von eäman vgl Ait. Ar. III, 1, 5.
* x wie ch in Nacht zu sprechen.
Bruno LiebiCH:
Der Padapatha des Säkalya.
22 Der Rgveda-Padapätha des Vedamitra Säkalya fördert zwar
unsere Einsicht in die Entwicklungsgeschichte des Verbums nicht,
kann aber wegen seiner Bedeutung für die Geschichte der indischen
Grammatik im allgemeinen hier nicht ganz übergangen wTerden.
Am Ausgang der Brähmana-Zeit wurde die Siksä (vgl. § 11)
in sechs Abschnitten dem Schüler vorgetragen, von denen je zwei
in engerem Zusammenhang stehen: varnah [ svarah (Laute und
Akzente), mäträ ; bälam (Quantität und Artikulation), säma j safh-
tänah (Vortrag und Lautverbindung).1 Der vierte Abschnitt um-
faßte die spätere Lehre von sthäna und prayatna, Ort und Art
der Bildung der verschiedenen Laute, der letzte muß im wesent-
lichen der späteren Lehre vom Sandhi entsprochen haben. Man
war also schon auf die spontanen Veränderungen aufmerksam
geworden, die der Wortauslaut, manchmal auch der Wortanlaut
im raschen Dahinfluß des gesprochenen Satzes wohl in jeder
lebenden Sprache erleidet. Die Päninlya-Siksä, die in ihrer Form
jung, inhaltlich alt ist, spricht nur von den acht verschiedenen
Formen, die der Visarga im Innern des Satzes annehmen kann,
die sie in halb mystischer Weise den achtfachen Gang (oder Ur-
sprung?) des Üsman (gatir astavidhosmanah) nennt, und die sich
wegen der Häufigkeit dieses Lautes, namentlich wegen seines Vor-
kommens im Nom. Sing, der vokalischen Flexion allerdings wohl
zunächst der Beobachtung aufdrängen mochten. Sie sind in der
Reihenfolge der Siksä, wobei die absolut häufigste, die deshalb
auch später (im Pali) alle übrigen verdrängt hat, voransteht:
obhäva, vivrtti (Hiatus), s, s, s, r, Jihvämüliya und Upadhmänlya
(also z. B. devo, deva (vor Vokalen außer a), devas, devas, devas,
punar bez. agnir, devax2, devaf).
23 Nachdem aber einmal der Sinn für solche äußerliche, von
der Bedeutung unabhängige, nur durch die Natur des darauf-
folgenden Lautes bedingte Formveränderungen, kurz gesagt für
die Satzphonetik, geweckt war, erkannte man, daß auch aus-
lautendes m, auslautende Vokale usw. unter bestimmten Bedin-
gungen ihre reine Gestalt einbüßten. So faßte denn ein ßrahmane
aus dem Hause des Sakala, der dafür den Ehrennamen Veda-
1 Vg], das 7. Kap. des Taittiriya-Äranyaka; zur technischen Bedeutung
von eäman vgl Ait. Ar. III, 1, 5.
* x wie ch in Nacht zu sprechen.