Metadaten

Deubner, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 17. Abhandlung): Bemerkungen zu einigen literarischen Papyri aus Oxyrhynchos — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37694#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bemerkungen zu einigen literarischen Papyri aus Öxyrhynchos.

möglich bezeichnet. Das ergäbe 19 Buchstaben für die Zeile 54.
Grenfells Bemerkung, daß diese dadurch ungewöhnlich lang
werde, ist nicht ganz verständlich; denn Z. 53 enthält nach
Grenfells Ergänzung 18, Zeile 50 sogar 20 Buchstaben. Zu
άπολυσαι δει vergleicht Boll beispielshalber Schob B II. IV 1
ύπονοεΐν δέ δει. Etwas auffällig erscheint der Gebrauch von
προς (51 )1, zumal Z. 86 im analogen Falle διά angewendet ist.
So könnte man auf den Gedanken kommen, daß in der Lücke
vor τής (51) διά gestanden habe. Aber das führt zu unwahrschein-
lichen Konsequenzen.
Grenfell S. 132 erblickt in unserem Autor einen Vertreter
der Σύμμικτα-Literatur und gibt eine Aufzählung von dahin gehö-
rigen Schriftstellern. Ich möchte ihn lieber in einem anderen
Kreise suchen: unter den λυτικοί, zu denen auch der oben genannte
Sosibios gehörte. Das betrachtete Stück zeigt ja das einfache
Schema der Erklärung eines dunklen Textes mit Hilfe eines
anderen auf das deutlichste, und das für die Erklärung angewen-
dete Wort άπολύειν ist, wie wir sahen, neben λύειν technische
Bezeichnung für das Lösen von Aporien, das die λυτικοί geradezu
sportsmäßig betrieben. Dasselbe άπολύειν begegnete uns auch
Z. 1282, und ebenso paßt zu dieser Sphäre Z. 166f. διαποροΰσι
γάρ ούκ ολίγοι περί τούτων: auch diese Aporie wird ihre λύσις
gefunden haben, jetzt ist der Text zerstört. Überhaupt enthalten
die Fragmente unseres Papyrus nichts, was der Einordnung des
exzerpierten Werkes in die λύσεις-Literatur widerspräche. Lehrs
hat in seinem Buche De Aristarehi studiis Homericis3 197ff. das
Material über die λυτικοί zusammengestellt. Sie haben sich haupt-
sächlich mit der Erläuterung des Homer befaßt, da dieser den
Mittelpunkt der philologischen Studien bildete, aber auch auf
anderen Gebieten hat man die Kunst des Lösens ausgeübt: so
beschäftigte sich Diogenes von Tarsos mit poetischen Problemen
überhaupt3 und der Metriker Hephaestion verfaßte Lösungen
auf dem Gebiet der Komödie und Tragödie4. Die Zeit unseres

1 Vgl. auch Grenfell zur Stelle.
2 Zum mindesten ist sicher, daß ein Kompositum von λύειν dastand.
3 Laert. Biog. VI 81 (Διογένης) Ταρσεύς, γεγραφώς περί ποιητικών ζητη-
μάτων, ά λύειν επιχειρεί.
4 Suid. s. V. ρ. 914, 9Β. (έγραψε) κωμικών άπορημάτων λύσεις· τραγικών
λύσεων (danach ist wohl eine Buchbezeichnung oder eine Buchzahl ausgefallen).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften