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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0006
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Constantin Ritter:

gepflanzt. Das geschah in vermittelter Weise, indem die einzelnen
Himmelsgestirne und die in der Mitte des Weltraums schwebend
erhaltene, um die Achse des Himmels geballte Erde aus Feuer-
bestandteilen ihre Seele erhielten, mit der sie im Einwirken auf
die gröberen schwerer beweglichen stofflichen Bestandteile soweit
das Übergewicht behaupteten, daß die Geschöpfe, die auf ihnen
allmählich entstanden, belebt und beseelt wurden. Und so ent-
standen insbesondere auch auf der Erde belebte Wesen verschie-
dentlich abgestufter Gattungen und als vollkommenstes unter
ihnen der Mensch, dem es gegeben ist, nicht bloß gleich den Tieren
mit seinen körperlichen Organen Eindrücke der ihn umgebenden
Dinge aufzunehmen, sondern der auch die ganze Ordnung der
Welt bewundernd erkennt, indem er die Gedanken des Schöpfers
nachdenkt, und sein Glück darin findet, daß er dessen Tätigkeit
so gut als möglich nachahmt. — Der Gestalter der Welt aber
fand, wie er sein Werk beschaute, daß es aufs beste gelungen war.
Das sind die einfachsten Grundgedanken. Es müssen aber
noch manche Einzelheiten angeführt werden und dabei wird sich
Veranlassung bieten, aus anderen Schriften dies und das zur Er-
gänzung heranzuziehen.
Der heutige Fachmann dürfte besonders begierig sein zu hören,
welche Ansichten sich Platon über die grundlegenden Be-
griffe der Physik, über Stoff, Körper, Masse, Kraft, Bewegung
(Raum- und Zeitbeziehungen) gebildet habe, wie er die Elemente
sich vorstelle, was seine Konstruktion derselben zu bedeuten habe;
dann seine astronomischen, zoologischen, anthropologischen Lehren;
endlich was er als Mittel und Instrument der Forschung gekannt
und benützt habe. Ich will versuchen, das nacheinander zu zeigen.
Daß die stoffliche Natur trotz des beständigen Wechsels,
in dem sie sich unseren Sinnen darstellt, ihr Wesen nicht ver-
ändern könne, daß es kein Entstehen aus Nichts, kein sich Auf-
lösen ins Nichts gebe, daß der Stoff in aller seiner Unendlichkeit
von Uranfang an bestehe, daß auch die Kräfte von Anfang an vor-
handen seien, keine Kraft plötzlich einsetze oder verschwinde,
also mit anderen Worten die Ewigkeit, Anfangslosigkeit und Un-
zerstörbarkeit der Materie und der Energie, das sind für die alten
griechischen Physiker alle von Thaies an feststehende Voraus-
setzungen1 — sie hätten sonst nach keinem Urprinzip fragen
1 Immer hat mich die oft vernommene Behauptung der Naturwissen-
schaftler befremdet und verblüfft, der Satz von der Erhaltung der Energie
 
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