Constantin Ritter:
als Gegenstand unserer Untersuchung räumlich bestimmt und hat
deshalb die rätselhafte Eigentümlichkeit des Räumlichen an sich.
Also ist Masse das im Raum Wirkende, das nicht mit logischen
Mitteln, etwa aus dem Regriff des Raumes (als dem Außereinander
seiner Punkte) zu bestimmen, sondern nur eben in seinem gegebenen
Restand nach Reobachtung seiner Wirkungen zu beschreiben ist.
Und wenn wir demnach das Räumlich-, d. h. das Ausgedehntsein des
Stoffes als Kraftäußerung fassen wollen, müssen wir annehmen, daß
zum räumlichen Dasein eine Kraft des Beharrens erforderlich
ist, die der Verdrängung aus dem eingenommenen Raum Wider-
stand leistet. Aus dieser Vorstellung folgt die Annahme, daß eine
Bewegung des Körpers, die Übergang von einem Raumpunkt zum
andern ist, eines besonderen Antriebes bedarf. Und das ist wirklich
(s. S. 24f. 33) ein Satz der platonischen Bewegungslehre. Ferner folgt
daraus die Undurchdringlichkeit desStoffes durch anderen
Stoff. Und daß Platon diese Vorstellung hegt, das zeigt sich in seiner
Beschreibung vomZusammen-und Auseinandertreten der Elementar-
körperchen und von der Fortpflanzung einer eingeleiteten Bewe-
gung. Auch seine Bemerkungen über die Schwere sind hier zu
verwerten. Er faßt sie als Hinstreben des Körpers zur großen Masse
der ihm in elementarer Grundbeschaffenheit gleichartigen anderen
Körper1. Stellt man sich Wesen vor, sagt er, die auf der Ober-
fläche des gegen die Luft sich abgrenzenden Feuerkreises wandeln
könnten, wie wir auf der Erde, und läßt sie die Schwere des Elements,
1 Ähnlich auch Ivopernikus, wie ausF. Rosenberger, Geschichte der Phy-
sik I (1882), S. 1201. zu ersehen ist. Wohlwill in seinem Buch über Galilei I,
8f. (40 )54f. und sonst zeigt, wie hemmenden Einfluß auf die Klärung des Bewe-
gungsbegriffs die Lehre vom natürlichen Ort der verschiedenen Elemen-
tarstoffe geübt hat. Das gilt für dieForm und die doktrinäreSicherheit, in der sie
von Aristoteles vorgetragen worden ist. Ihm, der niemals daran zweifelte, daß die
Erde im Mittelpunkt der Welt beharre und die Gestirne als feuerartige Körper
sie umkreisen, drängte sich der Gedanke auf, diese auf einer Kugelfläche sich
vollziehende Gestirnbewegung sei durch eine einfache Stoßkraft bewirkt, da
es wider die Natur feuriger Körper wäre, der Erde sich irgendwie anzunähern.
Im Gegensatz dazu hatte schon Anaxagoras den Gedanken gefaßt, den Platon
im Philebos 29 a ff. erneuert, die Gestirne bestehen aus denselben Stoffen
wie unsere Erde, und er hatte daraus gefolgert, sie müßten auf diese herab-
stürzen, wenn nicht die Wucht ihres Umschwungs sie daran hinderte. Plutarch
de facie in orbe lunae sagt uns, schon vor Alters habe jemand gelehrt, der Mond
bleibe, darum in seinem Kreise, weil dem Streben der Kreisbewegung, nach
außen abzuweichen, das Gleichgewicht gehalten werde durch die Kraft der
als Gegenstand unserer Untersuchung räumlich bestimmt und hat
deshalb die rätselhafte Eigentümlichkeit des Räumlichen an sich.
Also ist Masse das im Raum Wirkende, das nicht mit logischen
Mitteln, etwa aus dem Regriff des Raumes (als dem Außereinander
seiner Punkte) zu bestimmen, sondern nur eben in seinem gegebenen
Restand nach Reobachtung seiner Wirkungen zu beschreiben ist.
Und wenn wir demnach das Räumlich-, d. h. das Ausgedehntsein des
Stoffes als Kraftäußerung fassen wollen, müssen wir annehmen, daß
zum räumlichen Dasein eine Kraft des Beharrens erforderlich
ist, die der Verdrängung aus dem eingenommenen Raum Wider-
stand leistet. Aus dieser Vorstellung folgt die Annahme, daß eine
Bewegung des Körpers, die Übergang von einem Raumpunkt zum
andern ist, eines besonderen Antriebes bedarf. Und das ist wirklich
(s. S. 24f. 33) ein Satz der platonischen Bewegungslehre. Ferner folgt
daraus die Undurchdringlichkeit desStoffes durch anderen
Stoff. Und daß Platon diese Vorstellung hegt, das zeigt sich in seiner
Beschreibung vomZusammen-und Auseinandertreten der Elementar-
körperchen und von der Fortpflanzung einer eingeleiteten Bewe-
gung. Auch seine Bemerkungen über die Schwere sind hier zu
verwerten. Er faßt sie als Hinstreben des Körpers zur großen Masse
der ihm in elementarer Grundbeschaffenheit gleichartigen anderen
Körper1. Stellt man sich Wesen vor, sagt er, die auf der Ober-
fläche des gegen die Luft sich abgrenzenden Feuerkreises wandeln
könnten, wie wir auf der Erde, und läßt sie die Schwere des Elements,
1 Ähnlich auch Ivopernikus, wie ausF. Rosenberger, Geschichte der Phy-
sik I (1882), S. 1201. zu ersehen ist. Wohlwill in seinem Buch über Galilei I,
8f. (40 )54f. und sonst zeigt, wie hemmenden Einfluß auf die Klärung des Bewe-
gungsbegriffs die Lehre vom natürlichen Ort der verschiedenen Elemen-
tarstoffe geübt hat. Das gilt für dieForm und die doktrinäreSicherheit, in der sie
von Aristoteles vorgetragen worden ist. Ihm, der niemals daran zweifelte, daß die
Erde im Mittelpunkt der Welt beharre und die Gestirne als feuerartige Körper
sie umkreisen, drängte sich der Gedanke auf, diese auf einer Kugelfläche sich
vollziehende Gestirnbewegung sei durch eine einfache Stoßkraft bewirkt, da
es wider die Natur feuriger Körper wäre, der Erde sich irgendwie anzunähern.
Im Gegensatz dazu hatte schon Anaxagoras den Gedanken gefaßt, den Platon
im Philebos 29 a ff. erneuert, die Gestirne bestehen aus denselben Stoffen
wie unsere Erde, und er hatte daraus gefolgert, sie müßten auf diese herab-
stürzen, wenn nicht die Wucht ihres Umschwungs sie daran hinderte. Plutarch
de facie in orbe lunae sagt uns, schon vor Alters habe jemand gelehrt, der Mond
bleibe, darum in seinem Kreise, weil dem Streben der Kreisbewegung, nach
außen abzuweichen, das Gleichgewicht gehalten werde durch die Kraft der