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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0014
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14

Constantin Ritter:

harren, wie der Umschwung der Kreisel (κύκλων)1 sich vollzieht,
von denen man sagt, daß sie stehen bleiben? — Ja. Und wir be-
merken dabei, daß bei dieser Drehung die Bewegung, den größten
und kleinsten Kreis zugleich beschreibend, sich analog auf Kleines
und Größeres überträgt, indem sie selbst im entsprechenden Ver-
hältnis geringer und beträchtlicher ist; weshalb sie denn auch zur
Quelle von allem möglichen Wunderbaren geworden ist mit ihrem
den Größenverhältnissen der Kreise gleichsinnig zugleich lang-
samen und schnellen Gang, den man für ein Ding der Unmöglich-
keit halten möchte. — Du hast völlig Recht. — Bei der Bewegung an
vielen Orten aber scheinst du mir an all das zu denken, was sich
fortschreitend bewegt, indem es von einem Platz immer an einen
andern rückt, und zwar bald so, daß es einen einzelnen Stützpunkt
hat, bald daß es mehrere hat infolge rollenden Fortschreitens.
Indem aber das Fortschreitende dann allemal mit anderen Dingen
zusammenstößt, wird es durch ruhende zerspalten; mit den andern
dagegen, die ihm in Bewegung von entgegengesetzter Seite ent-
gegenkommen und mit ihm in einem Punkt Zusammentreffen,
wird es vereinigt, indem es in deren Mitte und Zwischenräume
hineingerät2. — Gewiß, ich meine, so verhalte es sich wie du es
schilderst. — Und zwar wächst das Ding bei der Vereinigung
und nimmt ab bei der Zerteilung, sofern die bestehende Verfassung
der einzelnen Teile sich behauptet; wo diese sich aber nicht be-
haupten kann, da geht es in beiden Fällen zugrunde.
Im Gegensatz zum Zugrundgehen oder Vergehen wird dann
weiter noch das Entstehen besprochen3; dann erfahren wir, daß
damit acht verschiedene Bewegungsarten geschildert seien. Wir
werden sie in folgender Weise zu zählen haben: 1. die Achsen-
drehung des auf der Stelle verharrenden Körpers, 2. die einfach
fortschreitende (gleitende), 3. die unter Drehung fortschreitende
(rollende) Bewegung, 4. die beim Zusammenstoß mit ruhenden
Körpern zur Zerteilung der bewegten Masse führende, als Abnahme
an ihr wahrgenommene, 5. die ähnliche, eben dazu führende, als
Vernichtung bisher beobachteter Eigenschaften wahrgenommene
1 Vgl. damit Pol. 463 d.
2 Oder vielleicht, wie andere übersetzen: indem es „sich damit zu
einem gemischten Körper verbindet, der die Mitte zwischen den beiden
früheren hält.“ Griechisch τοΐς δ’άλλοις ές έναντίας άπαντώσι καί φερομένοι,ς
εις εν γιγνόμενα μέσα καί μεταξύ των τοιούτων συγκρίνεται.
3 In Sätzen, über deren Sinn die Meinungen weit auseinandergehen
und die wir uns nachher sofort ansehen wollen.
 
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