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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0023
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Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

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vermittelt werden kann, in denen sich dieses oder Teile von ihm
befinden und die den Anreiz zu Bewegungen unserer Sinnesorgane
abgeben, so muß das Unterscheidende zweier Eigenschaften eben
ein Unterschied in der Bewegungsart des Dinges sein. Im Theaite-
tos wird jeder Gattung sinnlicher Qualitäten ein besonderes auf-
fassendes Organ zugeordnet1; im Timaios geschieht dasselbe und
wird weiter der Versuch gemacht, die Eigenschaften der Körper
und die Empfindungen, die uns durch solche erregt werden, im
einzelnen auf die mit der Form und Größe ihrer Grundbestandteile
gegebenen Bewegungen zurückzuführen. Z. B. die Empfindung
der Hitze wird dadurch in uns erregt, daß stürmisch schnell sich
bewegende Feuerkörperchen mit ihren scharfen Ecken und Kan-
ten in die Poren der Haut eindringen, während dieselben Körper-
chen, indem sie gegen das Auge drängend den daraus austretenden
Sehstrahl zerteilen, die Empfindung der weißen Farbe hervor-
rufen: immer unter der Bedingung, daß die im Körper von außen-
her bewirkte Erschütterung sich bis zum Sitz des Bewußtseins
im Gehirn fortpflanzt2. (Wir sehen aus diesen Beispielen zugleich,
daß Platon den Gedanken der spezifischen Energie der Sinnes-
organe gefaßt hat.) Besonders beachtenswert jedoch scheint mir
eine Ausführung der Politeia, die ich im Auszug wörtlich her-
setzen will. Nachdem Sokrates dort die wissenschaftliche Beschäf-
tigung mit den Bewegungen der Himmelskörper dem Lehrplan
seiner Idealschule einverleibt hat und dieses Fach, die Astronomie,
als auf die Bewegungserscheinungen angewandte Mathematik
gekennzeichnet hat, fährt er fort: ,,Doch stellt sich die Bewegung
nicht nur in einer Art dar, denke ich, sondern in mehreren. Diese
alle dürfte vielleicht ein Weiser anfzuzählen wissen; der Arten
indes, die auch uns klar erkennbar sind, sind es zwei.“ Nämlich:
,,.... Wie die Augen auf die Astronomie eingerichtet sind, so
dürften die Ohren auf die in harmonischen Tönen sich offenbarende
Bewegung eingerichtet und insofern diese beiden Wissenszweige
mit einander verschwistert sein, wie die Pvthagoreer lehren und

1 Theait. 156a b. Ähnlich war schon in der Politeia hervorgehoben,
daß das von der Sonne gespendete Licht eben nur von dem ,,sonnenhaften“
Auge aufgenommen werden könne, 508 a.
2 Tim. 64b. Genaueres über die verschiedenen Arten der Sinnes-
wahrnehmung wird unten S. 72ff. im Anschluß an den Text von Tim. 61 eff.
mitgeteilt werden.
 
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