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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0030
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30

Constantia Ritter:

wässerigen Flüssigkeiten verbinden sich gern mit einander; Adel-
fache Mischungen entstehen z. B. dadurch, daß reines Wasser die
Gewächse der Erde durchströmt. Auch die Erde findet sich für
gewöhnlich nicht rein vor, sondern so, daß die Zwischenräume
ihrer Grundgebilde mit denen feinerer Elemente erfüllt sind,
w enn aus diesen die Wasserkörperchen austreten, so verdichtet
sich die Erde unter dem Druck des austretenden und dabei in Luft
sich verwandelnden Wassers zum Gestein, und zwar von schönerer
oder weniger ansehnlicher Form, je nachdem die zusammen-
gedrängten Bestandteile mehr oder weniger gleichmäßig sind.
In das Gefüge des Steins und jedes andern durch Zusammen-
pressung seiner Bestandteile entstandenen homogenen Körpers
können nur die feinen Feuerkörperchen noch eindringen: geschieht
dies, so finden sie im Innern Widerstand und können zersetzend
und umbildend wirken; das lockrere Gefüge gewöhnlicher erdiger
Körper, das dem Feuer und der Luft bequeme Durchgänge bietet,
kann dagegen nur von dem eindringenden Wasser angegriffen
werden. Die aus Teilen verschiedener Elemente gebildeten Körper
sind bei enger gegenseitiger Verbindung, wo die Zwischenräume
des größeren ganz von denen des kleineren Elements in Besitz
genommen sind, in der Begel auch nur für das Feuer angreifbar,
dessen bewegliche und scharfeckige Körperchen alles zu Zerfällen
vermögen, entweder in seine Elementarkörperchen oder auch in
deren Urdreiecke.
Diese Erklärungen zeigen, daß es eben nicht ganz zutraf,
wenn ich die beobachteten Hauptunterschiede Aggregatzustände
nannte, oder daß der Gesichtspunkt der Unterscheidung durch
Anwendung der mathematischen Untersuchung eine Verschiebung
erfuhr, bei der der sinnliche Eindruck mehr in den Hintergrund
gedrängt wurde. Aber mitbestimmend ist dieser doch noch ge-
blieben. Denn offenbar ist es die Beobachtung der Schmelzbarkeit
der Metalle, was zu der Auffassung führt, sie seien dem Eis wesens-
verwandt und als eine Art des Wassers zu nehmen, während was,
gleich der gewöhnlichen Erde, sich als unschmelzbar erwies, eben
dadurch besondert und von der Möglichkeit der Umwandlung in
andere Formen ausgeschlossen erschien.
Überhaupt ist das Verfahren, das Platon bei
seinen physikalischen Betrachtungen einschlägt,
immer dieses, daß er zwar den Sinneneindruck zugrunde legt,
ihm jedoch nur soweit Vertrauen schenkt, als er sich
 
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