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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0057
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Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

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eine Rotationsbewegung der Erde von West nach Ost, die ungefähr
im Zeitraum eines Tages vollendet werde. Außerdem jedoch hat
er erkannt1, daß die in dem Bilde der von unserem Gesichtspunkt
aus entworfenen Bahn unregelmäßig erscheinenden Bewegungen
der Planeten Merkur und Venus sich zu einer einfachen Kreis-
bewegung ordnen lassen, wenn man sie auf die Veränderung der
Stellung jener Weltkörper zur Sonne zurückführt, und darum hat
er den Satz aufgestellt, daß die beiden sich tatsächlich um die
Sonne bewegen, und daß die Erde stets außerhalb ihrer Bahn,
in größerem Abstand von der Sonne, sich befinde. So hat er also
mindestens den Anfang gemacht mit der Zurückführung der
Planetenbewegungen auf Umläufe um die Sonne. Wahrscheinlich
aber hat er2 sogar die Bahnen sämtlicher Planeten außer der der
Erde selbst schon als konzentrische Kreise aufgefaßt, die sie um
die Sonne beschreiben, während sie von ihr zugleich als Trabanten
um die Erde herumgeführt werden. Mit dieser einen möglichen
Darstellung gab er sich aber nicht zufrieden. Sondern er stellte
ihr noch eine zweite zur Seite mit dem Satze: ,,die in Rücksicht
auf die Sonne zutage tretende Unregelmäßigkeit“, d. h. die Um-
wege der Planetenbewegungen3 können auch erklärt werden, indem
man die Erde bewege und die Sonne Stillstehen lasse. Die erste
Lösung ist gleichsinnig mit der, die im 16. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung Tvcho de Brahe bei Betrachtung der Planeten-
bewegungen ausgesonnen hat, die zweite deckt sich mit der Lehre,
die später Aristarehos von Samos vorgetragen und durch die dann
im Wettstreit mit Tycho, als fast jede Kunde von ihr verschollen
war, ihr neuer Entdecker Kopernikus die Welt in Erstaunen ge-
setzt und die bis dorthin so lange herrschenden und durch die
Tradition der mittelalterlichen Kirche geheiligten Anschauungen
vollständig umgedreht hat.

1 Eine volle Erkenntnis war das freilich immer noch nicht, weil ja
die Planeten nicht, so wie man in der Akademie voraussetzte, in Kreisen,
sondern in Ellipsen sich bewegen.
2 Sowohl Schiaparelli, S. 64 A. 105, als Staigmuller, S. 32, erklärt
es in Erwägung aller einzelnen Umstände für wahrscheinlich.
3 Oder, wie Staigmüller a. a. O. S. 34 A. es genauer erklärt: „diejenige
Unregelmäßigkeit im scheinbaren Lauf des Planeten, welche die Stillstände
und Rückgänge in sich faßt, eine Bezeichnung, welche daher rührt, daß diese
Unregelmäßigkeiten stets dann auftreten, wenn der Planet zur Sonne wieder
die gleiche Stellung einnimmt.“ Im übrigen vgl. Schiaparelli S. 65. 103.
 
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