Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.
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lebenden Geschöpfe (ζώα1) von clen Gestirnen, die als deren
vornehmste Klasse gelten, nach ganz äußerlichem Gesichtspunkt
unterschieden: 1. die in der Luft, 2. die im Wasser, 3. die auf der
festen Erde lebenden. Nachher wird, eben in jenem Anhang,
der Versuch gemacht, die so gebildete Einteilung aus Unter-
schieden der Organisation zu begründen. Das geschieht jedoch
in mythenhafter Weise, unter der Vorstellung, daß die Erde zuerst
als vollkommensten zur Beseelung gelangenden Körper den Men-
schen gebildet habe und zwar eben als Mann. Aus der ursprüng-
lichen Generation von Männern, wird dann erzählt, seien bei einer
wiederholten Verbindung der Seelen mit einem entstehenden Körper
(einer zweiten Geburt) alle, die sich feig und ungerecht gezeigt
hatten, zu Weibern umgewandelt worden, worauf dann Paarungs-
lust und geschlechtliche Zeugung eintrat. Weiterhin aber seien
wie die Weiber auch die Tiere aus den Männern entstanden, nur
durch stärkere Entartung. Uber die Einzelheiten lesen wir denn:
zu Vögeln seien die geworden, die mit luftigen Gedanken sich ge-
tragen und einfältigen Sinnes den Augenschein für das sicherste
Beweismittel gehalten hatten; zu Vierfüßlern die, welche den Blick
stets auf die Erde gerichtet hielten, die Gabe der Vernunft, die
im Kopfe liegt, ungenützt ließen und ganz der Leitung des in der
Brust wohnenden Seelenteils sich hingaben. Indem nun auch
ihre vorderen Gliedmaßen und der Kopf sich zur Erde nieder-,
senkten, streckte sich der Schädel in die Länge und formte sich
in mannigfacher Weise um, je nachdem in jedem die Gedanken-
bahn unter dem Einfluß der schlechten Benützung notgelitten
hatte. Mehr als vier Leibesstützen bekamen solche, die noch mehr
als jene der irdischen Niedrigkeit verhaftet waren, und einige
wurden ihrem früheren Leben gemäß ganz in den Staub der Erde
geworfen, um ohne Füße ihn zu durchkriechen. Die Allertörich-
sten und Faulsten aber, die ihre Seele am meisten verunreinigt
hatten, wurden zur Strafe dafür nicht einmal einer reinen Atem-
luft mehr gewürdigt, sondern ins Wasser und in den Schlamm
1 Auch die Pflanzen rechnet der Timaios 77 a ff. zu den belebten, d. h.
beseelten Wesen. Er schreibt ihnen eine vegetative Seele zu, der bei mangeln-
der Betätigung nach außen doch gewisse sinnliche Wahrnehmungen, Lust-
und Schmerzgefühle und dumpfe Regungen des Verlangens zukommen,
ähnlich wie dem im Unterleib des Menschen wohnenden Seelenteil. Man mag
das Phantastik nennen. Doch gebe ich zu bedenken, daß moderne Natur-
forscher guten Rufes verwandte Vorstellungen gehegt haben. Namentlich
sei an Fechner erinnert. Vgl. unten S. 109 A. 3.
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lebenden Geschöpfe (ζώα1) von clen Gestirnen, die als deren
vornehmste Klasse gelten, nach ganz äußerlichem Gesichtspunkt
unterschieden: 1. die in der Luft, 2. die im Wasser, 3. die auf der
festen Erde lebenden. Nachher wird, eben in jenem Anhang,
der Versuch gemacht, die so gebildete Einteilung aus Unter-
schieden der Organisation zu begründen. Das geschieht jedoch
in mythenhafter Weise, unter der Vorstellung, daß die Erde zuerst
als vollkommensten zur Beseelung gelangenden Körper den Men-
schen gebildet habe und zwar eben als Mann. Aus der ursprüng-
lichen Generation von Männern, wird dann erzählt, seien bei einer
wiederholten Verbindung der Seelen mit einem entstehenden Körper
(einer zweiten Geburt) alle, die sich feig und ungerecht gezeigt
hatten, zu Weibern umgewandelt worden, worauf dann Paarungs-
lust und geschlechtliche Zeugung eintrat. Weiterhin aber seien
wie die Weiber auch die Tiere aus den Männern entstanden, nur
durch stärkere Entartung. Uber die Einzelheiten lesen wir denn:
zu Vögeln seien die geworden, die mit luftigen Gedanken sich ge-
tragen und einfältigen Sinnes den Augenschein für das sicherste
Beweismittel gehalten hatten; zu Vierfüßlern die, welche den Blick
stets auf die Erde gerichtet hielten, die Gabe der Vernunft, die
im Kopfe liegt, ungenützt ließen und ganz der Leitung des in der
Brust wohnenden Seelenteils sich hingaben. Indem nun auch
ihre vorderen Gliedmaßen und der Kopf sich zur Erde nieder-,
senkten, streckte sich der Schädel in die Länge und formte sich
in mannigfacher Weise um, je nachdem in jedem die Gedanken-
bahn unter dem Einfluß der schlechten Benützung notgelitten
hatte. Mehr als vier Leibesstützen bekamen solche, die noch mehr
als jene der irdischen Niedrigkeit verhaftet waren, und einige
wurden ihrem früheren Leben gemäß ganz in den Staub der Erde
geworfen, um ohne Füße ihn zu durchkriechen. Die Allertörich-
sten und Faulsten aber, die ihre Seele am meisten verunreinigt
hatten, wurden zur Strafe dafür nicht einmal einer reinen Atem-
luft mehr gewürdigt, sondern ins Wasser und in den Schlamm
1 Auch die Pflanzen rechnet der Timaios 77 a ff. zu den belebten, d. h.
beseelten Wesen. Er schreibt ihnen eine vegetative Seele zu, der bei mangeln-
der Betätigung nach außen doch gewisse sinnliche Wahrnehmungen, Lust-
und Schmerzgefühle und dumpfe Regungen des Verlangens zukommen,
ähnlich wie dem im Unterleib des Menschen wohnenden Seelenteil. Man mag
das Phantastik nennen. Doch gebe ich zu bedenken, daß moderne Natur-
forscher guten Rufes verwandte Vorstellungen gehegt haben. Namentlich
sei an Fechner erinnert. Vgl. unten S. 109 A. 3.