Metadaten

Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0073
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

73

als Gleichförmigkeit bei dichter Zusammendrängung der Teile.
Was wir unter schwer und leicht zu verstehen haben ist schon oben
(S. 8ff., 33) auseinandergesetzt worden.
Für die Wahrnehmung von Geschmacks-, Geruchs-, Ton- und.
Farbempfindungen sind vorn an bestimmten Stellen des Kopfes
besondere Organe eingebettet. Der Geschmack wird von den
Äderchen der Zunge geprüft, die gleich Fühlfäden vom Herzen aus
dorthin sich spannen. Je nach der Form, Größe und Rauheit
der auf der Zunge sich lösenden erdigen Bestandteile des sich
Darhietenden wird dieses als herb, bitter, salzig (wovon jenes die
Zunge stärker, dieses gelinder abreibt) empfunden, als scharf (er-
hitzend, zersetzend und zu Kopf steigend), als sauer (mit Gärung
und Blasenbildung verbunden) und im Gegensatz zu all dem als
süß (Rauheiten mildernd, Spannungen lösend, überhaupt Störun-
gen wieder heilend).
Von den Gerüchen wird gesagt, sie lassen keine klare, objektive
Einteilung zu (εΐ'δη ούκ ενι), sondern nur die subjektive Schei-
dung in angenehme und unangenehme. Der Grund wird darin
gefunden, daß die Stoffe nur in der dunstartigen, halb feuchten,
halb flüssigen Form, im Übergang vom Aggregatzustand der Luft
zu dem des Wassers oder umgekehrt, durch die Prozesse der Nieder-
schlagbildung, des Gärens und Verdunstens für unsere Nase wahr-
nehmbar werden, offenbar weil die Gänge derselben schon für das
Wasser zu eng seien, um Teile davon durchzulassen, für Feuer und
Luft aber zu weit, als daß deren Teile beim Hindurchgehen an-
stießen: Verstopfung der Nase vermöge deshalb dann den Geruch
abzuschließen, während die einfache Atemluft noch eingezogen
werden könne. Für das Verständnis der Gehörempfindung, er-
fahren wir, müsse man unterscheiden zwischen der Bewegung, die
den von den Ohren empfangenen Anstoß der Luft mittels des Ge-
hirns und des Bluts bis zu der Seele fortpflanze: das sei der Ton
(φωνή), und zwischen der von der Seele selbst eingeleiteten Be-
wegung, die in der Lebergegend1 endige: dies eigentlich sei das
Gehör (άκοή). Je nach der Schnelligkeit, Gleichmäßigkeit und Hef-
tigkeit der Bewegung rede man von hohen oder tiefen, rauhen oder
sanften, von lauten oder leisen Tönen.
Mannigfacher sei der Unterschied der Farbe, deren allgemeines
Wesen in einem von dem Körper ausströmenden Licht bestehe,
1 Worin diese Vorstellung gründet, vermag ich nicht zu sagen.
Vgl. übrigens S. 67.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften