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Ritter, Constantin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 19. Abhandlung): Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37696#0075
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Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.

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ihr sich mischt, nimmt dadurch rote Farbe an. Das weitere sind
für den platonischen Timaios Mischfarben. Er versucht zwar ihre
Zusammensetzung zu beschreiben, doch wie er schon zu Anfang
seiner Farbenlehre das stark Problematische betont hat, so ver-
sichert er jetzt vollends, das genauere Verhältnis solcher Mischun-
gen lasse sich nicht einmal mehr mit Wahrscheinlichkeit angeben,
und Vermutungen darüber seien deshalb wertlos, wenn auch viel-
leicht einmal eine davon das Richtige treffen möchte.
Öffnen wir das Auge in der Dunkelheit, so geht der aus ihm
hervorbrechende Strahl, der nichts Ähnlichem begegnet, verloren,
und so ist keine Wahrnehmung möglich. Schließen wir die Augen,
dann wirkt das im Körper zurückgehaltene Feuer beruhigend und
ausgleichend auf die inneren Bewegungen und führt so den Zu-
stand des Schlafs herbei, der um so weniger von Träumen gestört
wird, je vollständiger diese Ausgleichung und Beruhigung gelungen
ist, während in einem Organ zurückbleibende heftigere Bewegungen
Traumbilder aufsteigen lassen der Art, als würden jene Bewegungen
frisch durch äußere Eindrücke erzeugt.
Empfindungen des Angenehmen und Schmerzhaften treten
als gelegentliche Begleiterscheinungen sinnlicher Wahrnehmungen
auf. Wenn nämlich eine Wahrnehmung durch heftige Erschüt-
terung zustande kommt, so wird sie (neben der Beziehung auf ein
verursachendes äußeres Objekt) zugleich als schmerzhaft oder
angenehm empfunden: als schmerzhaft, wenn der Stoß gewaltsam
war und die natürlichen Funktionen des Körpers störte, als ange-
nehm, wenn er diese förderte; dagegen sanfte Erschütterungen
und Einwirkungen, wie sie z. B. das Auge unter gewöhnlichen Um-
ständen beim Sehen erfährt, verursachen keine solchen Gefühle.
Wo Störung und Wiederherstellung des natürlichen Zustandes
unseres Körpers aufeinanderfolgen oder der fördernden Anregung
für ihn ein Rückschlag folgt, entsprechen sich doch Schmerz und
Lust nicht notwendig. Schneiden und Brennen z. B. tut weh
wegen der Plötzlichkeit und Heftigkeit der Veränderung des Zu-
stands, während die AViederherstellung des vorherigen Verhält-
nisses durch Heilung der Schnitt- und Brandwunden, da sie nur
allmählich erfolgt, nicht als angenehm empfunden wird. Das Um-
gekehrte sehen wir namentlich bei angenehmen Gerüchen.
So wichtig alle diese Einzelheiten für die Geschichte der
Naturwissenschaften und der Medizin sind und soviel ihr Wieder-
 
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