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Constantin. Ritter:
Daß Platon selber auch in praktischen Konstruktionen erfinderisch
und geschickt war, geht aus dem recht gut bezeugten Bericht über
eine von ihm erfundene hydraulische Weckeruhr hervor, die, im
Garten der Akademie aufgestellt, durch ihr Pfeifensignal morgens
die schlafenden Schüler erweckte1.
Auf eines möchte ich noch besonders aufmerksam machen.
Die neuesten Forschungen haben festgestellt, daß das geometrische
Lehrbuch des Eukleides, das als solches für die folgenden Jahr-
hunderte kanonische Bedeutung erlangt hat und noch heutigen
Tages die Grundlage des geometrischen Schulunterrichts in den
Kulturländern des Westens bildet, dessen strenge und straffe
Form das allbewunderte Vorbild jeder wissenschaftlichen Beweis-
führung geworden ist, daß diese berühmten „Elemente“ (στοιχεία)
lange Abschnitte enthalten, die ganz auf Darlegungen des Eudoxos,
und andere, die ganz auf solchen des Theaitetos ruhen; ja es ist
wahrscheinlich, daß diese Abschnitte fast wörtlich aus den Büchern
jener Forscher übernommen sind. Proklos bemerkt über Eukleides:
„seiner wissenschaftlichen Stellung nach ist er Platoniker und
dieser Philosophie angehörig.“ Der enge Anschluß, den er seinen
geometrischen Lehren an die Sätze der bezeichneten großen Mathe-
matiker der Akademie gegeben hat, zeugt für die Richtigkeit
dieser Aussage. Und so dürfen wir wohl getrost behaupten, daß
ein starker Hauch platonischen Geistes auch in der euklidischen
Geometrie zu spüren sei. Und weiter vergesse man nicht, daß nicht
bloß die berühmten Mathematiker Alexandriens, wo Eukleides
selber gelebt und gelehrt hat, mit diesem in Zusammenhang stehen,
sondern daß mit den alexandrinischen Forschern und Gelehrten der
große Sikeliote Archimedes regen geistigen Verkehr unterhielt.
Sehen wir uns in Platons eigenen Schriften nach
den mathematischen Erörterungen um, mit denen er sie,
nach Proklos, „gespickt haben“ soll. Tatsächlich finden wir solche
von einiger Bedeutung nur im Menon, der Politeia, dem Theaite-
tos, dem Timaios und den Nomoi. Einige Seiten des Menon
1 Die genaue Erklärung der Einrichtung dieser merkwürdigen ersten
Weckeruhr hat Diels in einem Berliner Akademievortrag (Sitz.-Ber. 1915,
S. 824ff.) gegeben. Mit dem von Athenaios (IV, S. 174c ff.) erstatteten
Bericht darüber bringt Diels die aus arabischen Quellen stammende Be-
schreibung eines von Archimedes konstruierten Flötenspielers in Verbindung
und er zeigt, daß dieser nur „eine Anwendung und Weiterbildung des platoni-
schen Prinzips darstellt, insofern die Nachtuhr zu einer alle sechs Stunden
das Signal gebenden Figur ausgestaltet wurde.“
Constantin. Ritter:
Daß Platon selber auch in praktischen Konstruktionen erfinderisch
und geschickt war, geht aus dem recht gut bezeugten Bericht über
eine von ihm erfundene hydraulische Weckeruhr hervor, die, im
Garten der Akademie aufgestellt, durch ihr Pfeifensignal morgens
die schlafenden Schüler erweckte1.
Auf eines möchte ich noch besonders aufmerksam machen.
Die neuesten Forschungen haben festgestellt, daß das geometrische
Lehrbuch des Eukleides, das als solches für die folgenden Jahr-
hunderte kanonische Bedeutung erlangt hat und noch heutigen
Tages die Grundlage des geometrischen Schulunterrichts in den
Kulturländern des Westens bildet, dessen strenge und straffe
Form das allbewunderte Vorbild jeder wissenschaftlichen Beweis-
führung geworden ist, daß diese berühmten „Elemente“ (στοιχεία)
lange Abschnitte enthalten, die ganz auf Darlegungen des Eudoxos,
und andere, die ganz auf solchen des Theaitetos ruhen; ja es ist
wahrscheinlich, daß diese Abschnitte fast wörtlich aus den Büchern
jener Forscher übernommen sind. Proklos bemerkt über Eukleides:
„seiner wissenschaftlichen Stellung nach ist er Platoniker und
dieser Philosophie angehörig.“ Der enge Anschluß, den er seinen
geometrischen Lehren an die Sätze der bezeichneten großen Mathe-
matiker der Akademie gegeben hat, zeugt für die Richtigkeit
dieser Aussage. Und so dürfen wir wohl getrost behaupten, daß
ein starker Hauch platonischen Geistes auch in der euklidischen
Geometrie zu spüren sei. Und weiter vergesse man nicht, daß nicht
bloß die berühmten Mathematiker Alexandriens, wo Eukleides
selber gelebt und gelehrt hat, mit diesem in Zusammenhang stehen,
sondern daß mit den alexandrinischen Forschern und Gelehrten der
große Sikeliote Archimedes regen geistigen Verkehr unterhielt.
Sehen wir uns in Platons eigenen Schriften nach
den mathematischen Erörterungen um, mit denen er sie,
nach Proklos, „gespickt haben“ soll. Tatsächlich finden wir solche
von einiger Bedeutung nur im Menon, der Politeia, dem Theaite-
tos, dem Timaios und den Nomoi. Einige Seiten des Menon
1 Die genaue Erklärung der Einrichtung dieser merkwürdigen ersten
Weckeruhr hat Diels in einem Berliner Akademievortrag (Sitz.-Ber. 1915,
S. 824ff.) gegeben. Mit dem von Athenaios (IV, S. 174c ff.) erstatteten
Bericht darüber bringt Diels die aus arabischen Quellen stammende Be-
schreibung eines von Archimedes konstruierten Flötenspielers in Verbindung
und er zeigt, daß dieser nur „eine Anwendung und Weiterbildung des platoni-
schen Prinzips darstellt, insofern die Nachtuhr zu einer alle sechs Stunden
das Signal gebenden Figur ausgestaltet wurde.“