Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft.
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damit erfährt auch die Teleologie Platons eine Einschränkung,
die sie auf den einfachen Gedanken des Durchgeistigtseins der
sinnlichen Welt zurückführt* 1. Sofern unsere Naturforscher von
dieser überzeugt sind — und ich möchte fast glauben, das sind sie
alle2, steht Platon mit seinen teleologischen Betrachtungen zu
ihnen nicht in unversöhnlichem Gegensatz.
Noch eine Bemerkung über die Weltseele, an der manche
ebenfalls Anstoß nehmen möchten. Der Schlußsatz des Timaios
lautet in freier Übersetzung: ,,es ist gezeigt, wie diese Welt ent-
standen ist: einzig, allein entstanden, vollkommen in ihrem Wesen
und ihrer Erscheinung, sichtbar und alle Fülle des Sichtbaren um-
fassend, ein lebendiger Organismus, in dem alle übrigen sterblichen
und unsterblichen Organismen3 ihr Dasein haben, das sinnliche
Abbild des bloß in Gedanken vorstellbaren Gottes.“4 — Daraus
ergibt sich, daß was an dieser Welt unsichtbar und unsinnlich ist,
die ,,Seele“, die ihr Baumeister ihr eingesenkt haben soll als die
zweckmäßig von innen heraus wirkende Kraft, nicht verschieden
ist von dem, was im Philebos, der ohnehin viele parallelen Aus-
führungen hat, einmal die „Seele des Zeus“ heißt5, oder daß wir
uns nichts anderes darunter vorzustellen haben als eben den ge-
ihm noch überlassen war, weil der Meister der Akademie, der keine Nachbeter
wollte, die bequeme und straffe Fassung verschmäht hatte.
1 Als ergänzend tritt ihm noch zur Seite der schon im Menon 81 c aus-
gesprochene Gedanke von der inneren Verwandtschaft der ganzen Natur,
die es mit sich bringt, daß man von jeder festgestellten Einzelheit aus auf
alle anderen Schlüsse ziehen kann; vgl. meinen Platon I, S. 572.
2 Freilich Goethe hat sich zu der bitteren Bemerkung veranlaßt gesehen:
„Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben.
Dann hat er die Teile in seiner Hand;
Fehlt leider nur das geistige Band!
encheiresin naturae nennt’s die Chemie,
Spottet ihrer selber und weiß nicht wie.“
3 Damit sind die Gestirne gemeint. Wieder mag an Fechner erinnert
werden. Sein Zend-Avesta beginnt mit den Eingangssätzen: „Ich habe früher-
hin, der gewöhnlichen Meinung entgegen, behauptet, daß die Pflanzen beseelte
Wesen seien. Nun behaupte ich, daß auch die Gestirne es sind, mit dem Unter-
schiede nur, daß sie eine höhere Art beseelte Wesen sind, als wir, indes die
Pflanzen eine niedrigere Art.“
4 -9-νητά γάρ καί άΑάνατα ζωα λαβών καί ξυμπληρω-9-είς δδε ό κόσμος ουτω,
7ωον ορατόν τά ορατά περιέχον, είκών του νοητού Αεός αίσ-9-ητός, μέγιστος
καί άριστος κάλλιστός τε καί τελεώτατος γέγονεν, είς ουρανός δδε μονογενής ών.
5 Phil. 30 d.
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damit erfährt auch die Teleologie Platons eine Einschränkung,
die sie auf den einfachen Gedanken des Durchgeistigtseins der
sinnlichen Welt zurückführt* 1. Sofern unsere Naturforscher von
dieser überzeugt sind — und ich möchte fast glauben, das sind sie
alle2, steht Platon mit seinen teleologischen Betrachtungen zu
ihnen nicht in unversöhnlichem Gegensatz.
Noch eine Bemerkung über die Weltseele, an der manche
ebenfalls Anstoß nehmen möchten. Der Schlußsatz des Timaios
lautet in freier Übersetzung: ,,es ist gezeigt, wie diese Welt ent-
standen ist: einzig, allein entstanden, vollkommen in ihrem Wesen
und ihrer Erscheinung, sichtbar und alle Fülle des Sichtbaren um-
fassend, ein lebendiger Organismus, in dem alle übrigen sterblichen
und unsterblichen Organismen3 ihr Dasein haben, das sinnliche
Abbild des bloß in Gedanken vorstellbaren Gottes.“4 — Daraus
ergibt sich, daß was an dieser Welt unsichtbar und unsinnlich ist,
die ,,Seele“, die ihr Baumeister ihr eingesenkt haben soll als die
zweckmäßig von innen heraus wirkende Kraft, nicht verschieden
ist von dem, was im Philebos, der ohnehin viele parallelen Aus-
führungen hat, einmal die „Seele des Zeus“ heißt5, oder daß wir
uns nichts anderes darunter vorzustellen haben als eben den ge-
ihm noch überlassen war, weil der Meister der Akademie, der keine Nachbeter
wollte, die bequeme und straffe Fassung verschmäht hatte.
1 Als ergänzend tritt ihm noch zur Seite der schon im Menon 81 c aus-
gesprochene Gedanke von der inneren Verwandtschaft der ganzen Natur,
die es mit sich bringt, daß man von jeder festgestellten Einzelheit aus auf
alle anderen Schlüsse ziehen kann; vgl. meinen Platon I, S. 572.
2 Freilich Goethe hat sich zu der bitteren Bemerkung veranlaßt gesehen:
„Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben.
Dann hat er die Teile in seiner Hand;
Fehlt leider nur das geistige Band!
encheiresin naturae nennt’s die Chemie,
Spottet ihrer selber und weiß nicht wie.“
3 Damit sind die Gestirne gemeint. Wieder mag an Fechner erinnert
werden. Sein Zend-Avesta beginnt mit den Eingangssätzen: „Ich habe früher-
hin, der gewöhnlichen Meinung entgegen, behauptet, daß die Pflanzen beseelte
Wesen seien. Nun behaupte ich, daß auch die Gestirne es sind, mit dem Unter-
schiede nur, daß sie eine höhere Art beseelte Wesen sind, als wir, indes die
Pflanzen eine niedrigere Art.“
4 -9-νητά γάρ καί άΑάνατα ζωα λαβών καί ξυμπληρω-9-είς δδε ό κόσμος ουτω,
7ωον ορατόν τά ορατά περιέχον, είκών του νοητού Αεός αίσ-9-ητός, μέγιστος
καί άριστος κάλλιστός τε καί τελεώτατος γέγονεν, είς ουρανός δδε μονογενής ών.
5 Phil. 30 d.