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Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 20. Abhandlung): Die ursprüngliche Gestalt des Tropaion von Adamklissi — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37697#0010
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10

W. Janecke:

Verschiedenheit hervorgehoben. Wenn man auf der Spitze des
Denkmals steht, blickt man in ein tiefes Loch (s. Abb. 4), welches
Tocilescu seinerzeit zum Zwecke der Erforschung etwas weiter
hinunter getrieben hat1. Soweit man hinuntersehen kann, setzt
sich der im Grundrisse quadratische Kernbau überall in regel-
mäßig bearbeiteten Quadern scharf gegen den Betonmantel ah.
Außerdem bemerkt man, daß die oberen Steinschichten ausein-
ander genommen sind und regellos umherliegen. Auch dieses
geschah auf Tocilescus Anordnung, welcher anfänglich im Innern
allerhand Funde vermutete. Nachdem festgestellt war, daß der
Kernbau durchweg aus massiven Quadern bestand, wurde damit
aufgehört. Schon die Wahl des massiven Baustoffes für den ganzen
Kern-Unterbau ist auffallend, indem sie eine ungebräuchliche
Kraft- und Stoffverschwendung darstellt. Beispielsweise ist hei
dem erheblich höheren Tropaeum Alpium bei Monte Carlo (öv.Chr.)
mit weit gewaltigerer Auflast der Mittelbau nach außen nur durch
einzelne massive Pfeiler verstärkt, im übrigen aber als gewöhn-
liches Gußmauerwerk ausgeführt. Die Angabe Furtwänglers
(S. 480), der Mittelbau sei hier ,,ein massiver Turm“ ist unzu-
treffend2. Bei dem Rundbau der Caecilia Metella sind zur Er-
höhung der Tragfähigkeit nur einzelne eingreifende Quader als
,,Binder“ zwischen die ,,Läufer“ in den quadratischen Unterbau
gesteckt, der im übrigen auch nur aus Gußmauerwerk besteht.
Bei der bekannten Güte antiker Baustoffe erlangte dieses
Gußmauerwerk nach genügender Erhärtung einen Grad von Trag-
fähigkeit, der hinter dem von Massivbauten nicht sehr weit zurück-
blieb. Die Belastung durch den verhältnismäßig leichten sechs-
eckigen Tropaion-Aufsatz hätte einen so mächtigen quadratischen
Unterbau aus lauter massiven Quadern nicht gefordert. Noch
weit auffallender aber ist die mit aller Sorgfalt hergestellte Bear-
beitung der Außenseite dieser Quader mit Kantenschlag und regel-
mäßiger Fugenteilung. Wenn man damit rechnen mußte, daß

1 Netzhammer führt in seinem vortrefflichen Reisebuche „Aus Rumä-
nien“, Maria-Einsiedeln, Benziger, 1909, S. 91 die verschiedenen Volkssagen
an, zu welchen das in seinen Anfängen schon alte Loch Veranlassung gab,
erwähnt auch das zweite tiefe Loch an der Nordseite sowie die bekannten
Tomimünzen mit dem Tropaion.
2 s. d. schöne Veröffentlichung von August Thiersch in der Zeitschr.
für Gesch. d. Arch., 1911, S. 63—71, wobei der eigene Rekonstruktionsversuch
allerdings weniger überzeugt als der des Gioffredi von 1682.
 
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