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Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 20. Abhandlung): Die ursprüngliche Gestalt des Tropaion von Adamklissi — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37697#0017
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Die ursprüngliche Gestalt des Tropian von Adamklissi. 17
Für alle diese Verschiedenheiten, die bei wiederholter Betrach-
tung immer deutlicher werden, kann es nur die eine Erklärung
geben, daß wir es tatsächlich mit zwei verschiedenen Denkmals-
hauten zu tun haben, welche durch späteren Zusammenbau zwar
räumlich zusammengewachsen sind, zeitlich aber weit auseinander
liegen. Die Darstellungen der ursprünglichen Gestalt auf Abb. 6
und 7 sind keine Phantasiegebilde, sondern fußen auf dem tatsäch-
lich vorhandenen Unterbau. Da es nicht feststeht, ob der niedrigere
Sechseck-Sockel über (Niemann) oder unter (Bühlmann) dem
höheren gesessen hat, sind auf Abb. 6 und 7 beide Möglichkeiten
gezeichnet, auch sind zwei verschiedene Sockelformen am Fuße
des Denkmals gegeben. Zur genaueren Feststellung derselben ist
die völlige Freilegung des Kernbaues erforderlich, welche hiermit
angeregt werden soll. Dann ließe sich wenigstens nach unten hin
der alte Zustand wiederherstellen. Nach oben hin wird dies wohl
immer nur vermutungsweise möglich bleiben. Insbesondere wird
es sich wohl kaum noch feststellen lassen, wie weit bei der späteren
Ausführung des Zylinderbaues der obere Aufbau des alten Tropaions
etwa verändert wurde. Daß er verändert wurde, erscheint höchst
wahrscheinlich, nur so lassen sich die nicht ganz befriedigenden
Höhenverhältnisse der einzelnen Bauteile erklären. Möglicherweise
wurde der sechseckige Sockel mit der (vorher leeren?) Inschrifttafel
damals ganz erneuert. Jedenfalls kann angenommen werden, daß
die vorher zwecklose unterste Bundstufe unter dem sechseckigen
Aufbau, wie sie Bühlmann gezeichnet hat, eine spätere Zutat ist
zu dem Zwecke, den Anschluß des Kegeldaches zu vereinfachen,
weil sich beim sechseckigen Anschlüsse aufwärts gekrümmte An-
schlußlinien ergeben hätten.
Die Folgerungen nach der geschichtlichen Seite eingehender
zu untersuchen und auszuwerten, kann ich Berufeneren überlassen.
Es ergeben sich zwei Möglichkeiten. Entweder ist Licinius Crassus
(28 v. Chr.) der erste Erbauer und Trajan (108 n. Ghr.) der zweite,
oder Trajan ist der erste und Constantin (316) der zweite. Andere
Dakerbesieger, welche berechtigt waren, ein solch riesenhaftes
Siegesdenkmal aufzurichten oder zu erneuern, sind nicht vor-
handen. Die zweite Möglichkeit scheint mir auszuscheiden. Denn
es wäre ganz unverständlich, wie sich die Bewohner der benach-
barten Constantinischen Neugründung ,,Tropaeenses Traianenses“
genannt hätten und wie Constantin auf der Spitze des Denkmals
die Trajanische Inschrifttafel hätte sitzen lassen, ohne eine eigene,

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, philos.-hist. Kl. 1919. 20. Abh.
 
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