Metadaten

Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 20. Abhandlung): Die ursprüngliche Gestalt des Tropaion von Adamklissi — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37697#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die ursprüngliche Gestalt des Tropaion von Adamklissi.

19

erstgenannten Möglichkeit. Man kann eine nachträgliche Ver-
söhnung der beiden großen Gegner Furtwängler-Benndorf
darin erblicken. Nach FürtwÄnglers mehr geahnter als bewie-
sener Meinung war der erste Erbauer auch der erste Dakerbesieger
also Licinius Grassus (28 v. Chr.), der hier aber — im Gegensätze
zu FürtwÄnglers Ansicht — keine scharf individualisierten Bar-
baren abbilden konnte, weil die Stelle, wo er sie besiegte, über 400 km
weiter westlich hegt (bei Vidin). Er wird das Denkmal nach der
Erstürmung des sagenhaften Genukla (bei Macin-Braila) auf seinem
Rückmärsche durch die Dobrudscha errichtet haben. Die Aus-
führung geschah mit Rücksicht auf die fortgesetzten Belästigungen
der nachdrängenden Feinde sowie auf die Abgelegenheit des Ortes
und die dadurch gebotenen Beschränkungen nach einem archi-
tektonischen Entwürfe von größter Schlichtheit, nur im Oberteile
mit etwas feinerer Gliederung und ohne besondere Individuali-
sierung der bekrönenden drei Figuren gefesselter Barbaren. Denn
wie Benndorf (S. 135) richtig sagt: ,,In einem Lande, wo man
seines Lebens nicht sicher ist, errichtet man keine Prachtbauten.“
Bei den verschiedenen größeren und kleineren Einfällen der nordi-
schen Randvölker im folgenden Jahrhundert1 war besonders der
untere Teil des Denkmals starken Beschädigungen ausgesetzt.
Es darf daher nicht wundernehmen, wenn die Ausgrabungen etwa
starke Zerstörungen des untersten Sockels und völlige Vernichtung
der hier vermutlich angebrachten ältesten Inschrift ergeben sollten.
In diesem trümmerhaften Zustand befand sich der Bau, als Trajan
nach seinen Siegen über die Daker und ihre Verbündeten der
Unsicherheit in dieser Gegend endgültig ein Ziel setzte und zur
dauernden Mahnung an die Herrschaft des römischen Weltreichs
ein weit mächtigeres Tropaion als das erste schuf, indem er den
alten beschädigten Kernbau mit einem gewaltigen neuen Rundbau
schützend umgab. Wie das Siegel unter einer kaiserlichen Inschrift
steht dieses römische Riesendenkmal hinter dem ebenso riesen-
haften vallum Trajani2, den nordischen Barbaren wie mit drohen-
1 Siehe hierüber die in ihrer gedrängten Beweisführung außerordentlich
klare Arbeit von Anton v. Premerstein im Beiblatt des angeführten österr.
arch. Jahresheftes, 1898, S. 146—195 „Die Anfänge der Provinz Mösien“.
2 Von den drei Wällen zwischen Cernavoda und Gonstanza, welche
diesen Namen tragen, verlegt Schuchhardt nach seinen neuesten Forschun-
gen den kleinen nach Süden gekehrten Erdwall in vorrömische Zeit, von
einem einheimischen Volke gegen einen südlichen (römischen) Feind angelegt,
den Steinwall in die römische Spätzeit (etwa Theodosius), nur der große
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften