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Weise, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 21. Abhandlung): Studien zur Entwicklungsgeschichte des abendländischen Basilikengrundrisses in den frühesten Jahrhunderten des Mittelalters — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37698#0034
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G. Weise:

Stirnseite des ursprünglichen Pfeilersockels ist 2,00 m. Das aus
großen Bruchsteinen gefügte Fundamentmauerwerk zeigte hier in
einer Tiefe von 1,10 m unter dem heutigen Fußboden einen Absatz
von 15 cm. Gegen diese ursprüngliche Pfeilerstirn ist, wie unser
Plan es zeigt, nachträglich eine die Vierungspfeiler verbindende,
durch ihren grünen Mörtel charakterisierte Fundamentmauer von
0,90 m Stärke gestoßen worden. Auf der Westseite führte die
Kante des alten gelben Pfeilerfundamentes in schlichter Flucht
unter der heutigen Langhausmauer, deren Fundamentierung nach-
träglich gegen sie geführt, nach Norden durch. Schon hier erwies
sich, daß die ursprüngliche Kirche keine unter den Langhaus-
arkaden von Osten nach Westen durchziehende Fundamentmauer
besessen hatte.
Weiterhin wurde in dem quadratischen Kapellenraum (b) ge-
graben, der sich nördlich an den Chor der heutigen frühgotischen
Kirche anschließt. Ringsum konnte hier im Inneren das Funda-
mentmauerwerk bis auf die Sohle freigelegt werden. Es ergab sich,
daß der heutigen Querhauskapelle ein zu dem ursprünglichen Bau
gehöriger Raum von ganz ähnlichen Abmessungen vorausgegangen
ist. Auf allen vier Seiten des Raumes trat unter den später darauf-
gesetzten, durch grünen Mörtel charakterisierten Mauern das alte,
mit gelbem Muschelkalkmörtel gemauerte Fundament durch-
schnittlich etwa 1,00m unter dem heutigen Niveau zutage. Ost-
und Südfundament der ursprünglichen Anlage liefen ohne jede
Unterbrechung durch. Im NO, SO und SW des Raumes je ein im
Verband gemauertes Eck. An der Nord- und Westwand zeigte
sich dagegen das alte Mauerwerk jeweils etwa von der Mitte der
betreffenden Seite an ausgebrochen, und zwar bis zur Sohle. Das
Fundament des Nordwesteckes des Raumes war von Grund auf
in grünem Mauerwerk errichtet. Deutlich ersichtlich handelte es
sich hier um eine nachträgliche Ausbesserung, bedingt durch
irgendwelches zur Zeit des frühgotischen Neubaues zutage getre-
tenes Versagen der ursprünglichen Fundamentierung1.
Genau wie der Chor der heute noch stehenden frühgotischen
Anlage war also auch der mittlere Chorraum des älteren Baues
auf seiner Nordseite von einem quadratischen Nebenraum begleitet
1 Auch außen an der Nordostecke von b fand sich der gleiche Befund.
Da das strebenbesetzte Eck der frühgotischen Chorkapelle von Grund auf
neu errichtet worden war, ließ sich der ursprüngliche Zusammenhang der von
hier nach Norden führenden alten Mauer nicht mehr beobachten.
 
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