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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0091
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Kallist und Tertullian.

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Tertullians geläufig gewesen wäre. Ja, die Geschichte dieses Titels
zeigt, daß dabei an sich nicht einmal notwendig an den römischen
Bischof gedacht werden mußte.1 Soviel muß man Adam (S. 13 ff.)
sicher zugeben. Er überschätzt aber anderseits die Kraft der
Ern st sehen Ausführungen (Papst Stephan und der Ketzertauf-
streit, S. 41 ff.; Theol. Quartalschr., 1911, 260ff.), wenn er glaubt,
daß durch sie nachgewiesen worden sei, daß Cyprians Wendung
in seiner Eröffnungsansprache auf dem Septemberkonzil 256 sich
nicht gegen Rom, sondern gegen afrikanische Vorwürfe gerichtet
habe. Aber wie dem sein möge, Tertullian spielt und spottet ja
nicht bloß mit der Wendung „episcopus episcoporum“, sondern
auch mit ,,pontifex maximus“. Und von diesem Titel sagt Adam
selber mit Recht: ,,Es gab damals nur einen obersten Pontifex:
den Kaiser. Tertullian weiß das sehr genau. So oft er vom Pontifex
Maximus sonst noch redet, meint er den römischen Kaiser“ (S. 13).
Aber eben darum weist dieserTitel nachRom und nicht
1 Wenn Eusebius (Vit. Const. I, 44) den Kaiser Konstantin den κοινός
επίσκοπος nennen darf und Kaiser Konstantius sich gerne „Bischof der
Bischöfe“ nennen ließ (Lucif. Cal. Mor. esse pro Dei filio c. 13), so kann der
Gedanke eines Universalbischofs oder eines „episcopus episcoporum“ in der
Kirche noch nicht verwirklicht gewesen sein (vgl. H. Koch, Konstantin der
Große und das Christentum, 1913, 37 f.). Optatus von Mileve schildert Contr.
Parm. Don. III, 3 (ed. Ziwsa p. 76) den Hochmut des Donatus, „qui sibi
principatum Carthaginis vindicabat, qui. . . sub se omnes etiam socios suos
habere voluisset. . . quia primus episcoporum quasi plus esset ipse quam
ceteri. . . tantum sibi de episcopis suis exegit, ut eum non minori metu
omnes venerarentur quam deum . . . dum episcopus inter coepiscopos suos
non fuit“ —- aber die Wendung „episcopus episcoporum“ gebraucht er dabei
nicht. Dagegen nennt so Ennodius den Ambrosius und Sidonius Apollinaris
seinen Freund, den gallischen Bischof Lupus (Kraus, RE. d. ehr. Altert. I,
427 und Adam, Das sogen. Bußedikt, 1917, 14. Adams Angabe, daß Lucifer
von Cagliari den Ausdruck auf Konstantin anwende, ist ein Mißverständnis
der bereits angeführten Stelle Lucifers). Den verwandten Höflichkeitstitel
πατήρ των επισκόπων gibt Athanasius dem Hosius von Corduba, Gregor von
Nazianz seinem eigenen Vater, Hieronymus dem Epiphanius, das zweite Konzil
von Nicäa dem Gregor von Nazianz (Bingham, Orig. eccl. I, 78f.). Zur Zeit der
diokletianischen Verfolgung nennen ägyptische Bischöfe ihren Kollegen von
Alexandrien „magnus episcopus et pater noster“, „major pater“ (Routh,
Reliquiae sacrae IV, 91 ff.; H. Achelis, Das Christentum II, 197). In Pre-
digten, die Severian von Gabala in Jerusalem hielt, ist von einem „pater
communis“, „pater noster, qui caput est patrum omnium et in venerabili
sede supra omnes sedet“, die Rede, wobei es unsicher bleibt, ob damit der
Patriarch von Jerusalem oder der von Alexandrien gemeint ist, wahrschein-
lich aber der erstere (vgl. G. Dürks, De Severiano Gabalitano, 1917, 68sq.).
 
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