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Bilabel, Friedrich [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 23. Abhandlung): Opsartytika und Verwandtes, 1 — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37700#0026
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Fbiedrich Bilabel:

B. Der lateinische Papyrus.
Die Heidelberger Universitätsbibliothek besitzt seit langem
zwei Papyrusfragmente unbekannter Herkunft (Inv. Nr. 1001 a und b)
mit Resten von lateinischen Rezepten in sorgfältiger Schrift. Die
Stücke gehören offensichtlich zu derselben Handschrift, passen
aber nicht aneinander. Sie entstammen zweifellos einer Mumien-
kartonnage; denn sie zeigen auf Vorder- wie Rückseite Leimspuren,
ja Frgm. a ist geradezu leimgetränkt und daher sehr spröde; außer-
dem haben beide Fragmente noch den grauen Hauch, der von der
Gipsmasse der Kartonnage herrührt. Besonders hinderlich ist dies
bei Frgm. b. Auf der Rückseite zeigen sich noch Spuren eines
anderen Klebemittels, das dick, rotbraun, am meisten unserem Siegel-
lack ähnlich ist.1 Es ließen sich von dort noch einige unbedeutende
Reste eines anderen Papyrus mit griechischer Schrift des zweiten
nachchristlichen Jahrhunderts ablösen, auch ein Stückchen von
feinem, stanniolpapierähnlichem Goldblech war mit in die Karton-
nage verarbeitet. Größe von Frgm. a: 17 cm breit, 9 cm hoch;
von Frgm. b: 19 cm breit, 9 cm hoch.
Die Schrift des Papyrus ist eine im allgemeinen sorgfältige
Unzialschrift. Die Worttrennung ist fast immer durch Punkte be-
zeichnet. Größere Abschnitte sind durch wagrechte Striche in den
Zeilen (Frgm. a Z. 4 und 6; b 13) angedeutet. Apices bezeichnen
die langen Silben. Eine Datierung älterer lateinischer literarischer
Handschriften ist zurzeit fast noch unmöglicher wie die grie-
chischer, da weder sicher datierte, noch überhaupt eine größere Zahl
von solchen zur Verfügung stehen. Die Schrift unseres Papyrus
gleicht am meisten der von Oxyrhynch. Papyrus Nr. 871 (Vol. VI,
Plate V). Das Alter dieser Handschrift wurde von den Heraus-
gebern mit Hilfe eines auf dem Verso befindlichen, griechischen
Schriftstückes des δ. Jahrhunderts n. Chr. als terminus ante quem
auf das 4./5. Jahrhundert n. Chr. bestimmt. Charakteristisch sind
für beide namentlich die langen Schwänze von Q und ein ge-
legentlich sehr hohes I der Form 1. Worttrennung durch Punkte ist
auch in dem Oxyrhynchusfragment durchgeführt. Dasselbe gilt für
das historische Fragment von Oxyrhynchos Bd. I Nr. 30, wo
auch Apices vorhanden sind. Doch wird auch bemerkt, daß Apices
vom Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. an verschwinden Be-
denken wir ferner, daß unser Papyrus (der letztgenannte Oxyrh.-

1 Auch auf der Vorderseite von Frgm. a sind noch Spuren davon.
 
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