Einleitung.
Konstantinopel war gefallen. In den Morgenstunden des
29. Mai 1453 hatten die Osmanen die Residenz des letzten Palaeo-
logenkaisers genommen.
Sultan Mehemmed II. begab sich noch an demselben Tage mit
großem Gefolge in die eroberte Stadt1. Auch im Laufe des folgen-
den Tages hat er vorübergehend dort geweilt2, aber erst nach Ablauf
der für die Plünderung gesetzten Frist hat er in Konstantinopel
seinen Einzug gehalten3.
Drei Tage währte die Plünderung4. Das feierliche Versprechen,
das er seinen Soldaten in Anbetracht der mangelnden Sieges-
zuversicht, um zur Hergabe der äußersten Kraft anzuspornen,
gegeben hatte: das eroberte Konstantinopel solle ihnen drei Tage
lang unbeschränkt gehören, er selbst wolle sich nur die Häuser
und Mauern Vorbehalten5, Mehemmed hat es erfüllt. In beispiel-
losem Siegestaumel6 haben die Türken Konstantinopel drei Tage
lang auf das furchtbarste geplündert.
In jenen Schreckenstagen haben auch die Bücher, die Hand-
schriften ihr trauriges Schicksal gefunden. Quid de libris dicarn
qui illic erant innumerabiles, nondum Latinis cogniti? Heu quod
nunc magnorum nomina virorum peribunt. Secunda mors ista Homero
est, secundus Platonis obitus. Ubi nunc philosophorum aut poetarum
1 Dukas cap. XL S. 298, 6ff. ed. Bekker; vgl. Phrantzes III. 9 S. 290,
16 ff. ed. Bekker.
2 Dukas cap. XL S. 302, 11 ff.
3 Phrantzes III, 11 S. 304,12; Montaldo, de Constantinopolitano excidio
ed. Desimoni, in: Atti della Societä ligure di storia patria Vol. 10 Genua
1874 S. 338 § 26.
4 LeonardusChiensis, de urbis Constantinopolitanae iactura captivitate-
que, Migne, Patr. Graec. T. 159 S. 923 f.; Sadeddin II S. 142; vgl. Dukas
cap. XL S. 303, 4.
5 Phrantzes III, 4 S. 263—269, III, 5 S. 270, 15ff. Vgl. dazu die Anek-
dote S. 298, 14ff.
6 Dukas S. 281.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.
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Konstantinopel war gefallen. In den Morgenstunden des
29. Mai 1453 hatten die Osmanen die Residenz des letzten Palaeo-
logenkaisers genommen.
Sultan Mehemmed II. begab sich noch an demselben Tage mit
großem Gefolge in die eroberte Stadt1. Auch im Laufe des folgen-
den Tages hat er vorübergehend dort geweilt2, aber erst nach Ablauf
der für die Plünderung gesetzten Frist hat er in Konstantinopel
seinen Einzug gehalten3.
Drei Tage währte die Plünderung4. Das feierliche Versprechen,
das er seinen Soldaten in Anbetracht der mangelnden Sieges-
zuversicht, um zur Hergabe der äußersten Kraft anzuspornen,
gegeben hatte: das eroberte Konstantinopel solle ihnen drei Tage
lang unbeschränkt gehören, er selbst wolle sich nur die Häuser
und Mauern Vorbehalten5, Mehemmed hat es erfüllt. In beispiel-
losem Siegestaumel6 haben die Türken Konstantinopel drei Tage
lang auf das furchtbarste geplündert.
In jenen Schreckenstagen haben auch die Bücher, die Hand-
schriften ihr trauriges Schicksal gefunden. Quid de libris dicarn
qui illic erant innumerabiles, nondum Latinis cogniti? Heu quod
nunc magnorum nomina virorum peribunt. Secunda mors ista Homero
est, secundus Platonis obitus. Ubi nunc philosophorum aut poetarum
1 Dukas cap. XL S. 298, 6ff. ed. Bekker; vgl. Phrantzes III. 9 S. 290,
16 ff. ed. Bekker.
2 Dukas cap. XL S. 302, 11 ff.
3 Phrantzes III, 11 S. 304,12; Montaldo, de Constantinopolitano excidio
ed. Desimoni, in: Atti della Societä ligure di storia patria Vol. 10 Genua
1874 S. 338 § 26.
4 LeonardusChiensis, de urbis Constantinopolitanae iactura captivitate-
que, Migne, Patr. Graec. T. 159 S. 923 f.; Sadeddin II S. 142; vgl. Dukas
cap. XL S. 303, 4.
5 Phrantzes III, 4 S. 263—269, III, 5 S. 270, 15ff. Vgl. dazu die Anek-
dote S. 298, 14ff.
6 Dukas S. 281.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.
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