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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0015
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Einleitung.

7

heilige Lanze ist 1492 von Bajasid II. Papst Innocenz VIII. gesandt
worden1, und der Arm Johannes des Täufers — in kostbarem
Behältnis mit griechischer Inschrift — liegt noch heute im Schatz-
hause des dritten Hofes des Serai!2 Aber von Handschriften-
schätzen, von Resten der Palaeologenbibliothek im Serai zu Kon-
stantinopel hat niemand etwas gewußt, niemand etwas geahnt —
wenigstens kein Okzidentale — während fast anderthalb Jahr-
hunderten, die auf die Eroberung folgten. Bis zum Ende des
16. Jahrhunderts verlautet über eine Handschriftensammlung im
Serai auch nicht eine Silbe, geschweige denn, daß damals auch
nur irgend wer dort die Reste der Bibliothek der Palaeologen
vermutet hätte.
Der Beweis für diese Behauptung ist zunächst zu erbringen.
Kehren wir zum Jahre 1453 zurück, in die eroberte Stadt,
zum Sieger Mehemmed.
Drei Tage währte die Plünderung, erst nach ihrem Ablauf hat
Mehemmed seinen Einzug in die Stadt gehalten und im Kloster
der Franziskaner Wohnung genommen3. Unverzüglich traf er
1 F. de Mely, Exuviae sacrae constantinopolitanae. Paris 1904 S. 441.
2 J. J. BjSrnstahls Briefe . . . A. d. Schwedischen übersetzt von Gros-
kurd. Bd. 6. Lpz. u. Rostock 1783 S. 39 (1776). — Meyers Reisebücher:
Türkei. 7. Aufl. 1908 S. 230.
3 Theodorus Spandunis Kantakuzenos, De la origine deli imperatori
ottomani [1538], in: Mv7][xeioc 'EXXrjviiaif; TcTopla?. Documents inedits
relatifs ä l’histoire de la Grece au moyen äge p. p. C. N. Sathas, T. 9, Paris
1890 S. 154, 31 . non volse andare ad aloggiare nel palazzo Cesareo, ma tolse per
suo habitaculo uno convento de frati de San Francesco. — Demetrius Kan-
temir, Geschichte des osmanischen Reichs. Hamburg 1745. S. 149, sagt nur:
Nach beendigtem Gebete (in der Hagia Sophia) begab er sich nach dem
kaiserlichen Palaste. G. Schlumberger schreibt daraufhin, Le siege, la prise
et le sac de Constantinople par les Turcs en 1453, 3. ed. Paris 1914r S. 351:
Mahomet fit son entr&e solenelle dans le palais imperial du Blachernes ... II
s’y mstalla. Überliefert ist das nirgends. Spandunis’ Nachricht verdient vollen
Glauben, er ist vorzüglich informiert gewesen, u. a. war seine Tante Gemahlin
Sultan Murad II., Mehemmeds Väter, sein Pathe wahrscheinlich Messih
Pascha, aus der Familie der Palaeologen, von Mehemmed II. lange begünstigt.
Vgl. Sathas a. a. O. S. VI, Xllf. und Charles Schefer vor seiner Ausgabe
des: Petit Traicte de l’Origine desTurcqz par Theodore Spandouyn Cantacasin,
Paris 1896 (Bibliotheque Orientale Elzevirienne 70), S. XLVf.; — Über
die Beraubung des Klosters s. die Verordnung Nikolaus V. zugunsten der
Franziskaner in Konstantinopel vom 8. Oktober 1453 bei L. Pastor,
Geschichte der Päpste I3. 4 S. 829 Nr. 52. Ein Bericht über die Einnahme
der Stadt nach Angaben einiger nach Bologna entkommenen Franzis-
kaner bei Muratori, Scriptores rer. ital. XVIII, S. 701 f. (4. Juli 1453).
 
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