Alte und neue Märchen.
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Greca Libraria, ch'era in Constantinopoli Cittä principalissima delV
Imperio Greco, i quali egli si riscattö, e ricöprö dal Turco per prezzo
di XL. millia scudi, dopö la presa di Constantinopoli. So ernsthafte
Leute wie die Assemani haben das für bare Münze genommen und
weitergegeben, bis de Rossi1 mit einem energischen nullo funda-
mento nituntur diese Angaben kennzeichnete, und kurz darauf
Müntz und Fabre2 ihre Entstehung aufklärten.
Die goldene Zeit für die Humanisten war seit dem Hinscheiden
Nikolaus V. dahin. Sie rächten sich für die Gleichgültigkeit, mit
der ihnen sein Nachfolger gegenübertrat, durch schlimme Nach-
reden. Zu diesen gehört vor allem die Erzählung von der Verschleu-
derung der vatikanischen Bibliothek durch Galixtus III., welche
namentlich von Filelfo und Vespasiano da Bisticci verbreitet wurde.
Von Verteidigungen des Papstes gegen solche Angriffe seitens seiner
zeitgenössischen Parteigänger ist nichts bekannt, sicher aber ist,
daß mehr als hundert Jahre später jene, wie heute feststeht, bös-
artige Übertreibung von der Verzettelung der Bücher Nikolaus V.
eine ihr gegenüberstehende, glorifizierende Legende gezeitigt hatte,
eben jene, die Pansa wiedergibt. Nur dafür kann man sie allen-
falls zum Beweise heranziehen, daß man in Italien zu Ende des
16. Jahrhunderts an alles andere als an eine Greca Libraria in
Konstantinopel im Gewahrsam des Sultans gedacht hat. —
Diese angeblichen Zeugnisse für eine Kenntnis oder auch nur
eine Ahnung von einer Bibliothek im Serai während des 15. und
16. Jahrhunderts sind damit erledigt.
Fragen wir die Männer, die tatsächlich innerhalb dieses Zeit-
raumes in Konstantinopel Handschriften gesucht haben: von einer
Sammlung solcher im Serai haben sie nie ein Wort verlauten lassen,
auch nicht als von einem ihnen unerreichbaren Schatze. — Es ist
hier weder meine Aufgabe noch meine Absicht, eine Geschichte
der griechischen Handschriftensammler in Konstantinopel zu gehen,
ich greife einige heraus, bei denen nach dem vorliegenden Material
am ersten eine Nachricht über das Serai und seine Bibliothek zu
erwarten wäre.
1 Gommentatio de origine, historia, indicibus scrinii et bibliothecae sedis
apostolicae, vor: Codices Palatini Latini Bibi. Vat. rec. et dig. H. Stevenson
T. I, Rom 1886, S. CIX.
2 La bibliotheque du Vatican au XVe siede d’apres des documents
inedits (Bibliotheque des ecoles franpaises d’Athenes et de Rome, Fase. 48),
Paris 1887, S. 116f.; vgl. Pastor, Geschichte der Päpste I3- 4, Freiburg 1901,
S. 645f.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.
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Greca Libraria, ch'era in Constantinopoli Cittä principalissima delV
Imperio Greco, i quali egli si riscattö, e ricöprö dal Turco per prezzo
di XL. millia scudi, dopö la presa di Constantinopoli. So ernsthafte
Leute wie die Assemani haben das für bare Münze genommen und
weitergegeben, bis de Rossi1 mit einem energischen nullo funda-
mento nituntur diese Angaben kennzeichnete, und kurz darauf
Müntz und Fabre2 ihre Entstehung aufklärten.
Die goldene Zeit für die Humanisten war seit dem Hinscheiden
Nikolaus V. dahin. Sie rächten sich für die Gleichgültigkeit, mit
der ihnen sein Nachfolger gegenübertrat, durch schlimme Nach-
reden. Zu diesen gehört vor allem die Erzählung von der Verschleu-
derung der vatikanischen Bibliothek durch Galixtus III., welche
namentlich von Filelfo und Vespasiano da Bisticci verbreitet wurde.
Von Verteidigungen des Papstes gegen solche Angriffe seitens seiner
zeitgenössischen Parteigänger ist nichts bekannt, sicher aber ist,
daß mehr als hundert Jahre später jene, wie heute feststeht, bös-
artige Übertreibung von der Verzettelung der Bücher Nikolaus V.
eine ihr gegenüberstehende, glorifizierende Legende gezeitigt hatte,
eben jene, die Pansa wiedergibt. Nur dafür kann man sie allen-
falls zum Beweise heranziehen, daß man in Italien zu Ende des
16. Jahrhunderts an alles andere als an eine Greca Libraria in
Konstantinopel im Gewahrsam des Sultans gedacht hat. —
Diese angeblichen Zeugnisse für eine Kenntnis oder auch nur
eine Ahnung von einer Bibliothek im Serai während des 15. und
16. Jahrhunderts sind damit erledigt.
Fragen wir die Männer, die tatsächlich innerhalb dieses Zeit-
raumes in Konstantinopel Handschriften gesucht haben: von einer
Sammlung solcher im Serai haben sie nie ein Wort verlauten lassen,
auch nicht als von einem ihnen unerreichbaren Schatze. — Es ist
hier weder meine Aufgabe noch meine Absicht, eine Geschichte
der griechischen Handschriftensammler in Konstantinopel zu gehen,
ich greife einige heraus, bei denen nach dem vorliegenden Material
am ersten eine Nachricht über das Serai und seine Bibliothek zu
erwarten wäre.
1 Gommentatio de origine, historia, indicibus scrinii et bibliothecae sedis
apostolicae, vor: Codices Palatini Latini Bibi. Vat. rec. et dig. H. Stevenson
T. I, Rom 1886, S. CIX.
2 La bibliotheque du Vatican au XVe siede d’apres des documents
inedits (Bibliotheque des ecoles franpaises d’Athenes et de Rome, Fase. 48),
Paris 1887, S. 116f.; vgl. Pastor, Geschichte der Päpste I3- 4, Freiburg 1901,
S. 645f.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.