Neue Gerüchte.
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ausdrücklich als ihren Gewährsmann nennend, entnahmen die
damals aufkommenden Bibliotheksadreßbücher ihre Weisheit über
das Serai1'.
Im 18. Jahrhundert setzte die Kritik gegenüber Baudiers
Nachricht ein. Guer in seinem viel gelesenen Buch über die Türkei
(1746, 1747) gab sie unter Verschweigung seiner Quelle nur noch
in der gemilderten Form: Les plus gros de nos in-folio rdont pas la
moitie de la largeur et de la longueur de ces volum.es2, aber erstToDERiNi
in seiner Literatur der Türken (1787) schwang sich dazu auf,
sie als inverisimile zu bezeichnen3. Seitdem pflegt sie geringschätzig
ignoriert zu werden, zumal sich während des 19. Jahrhunderts in
der Bibliothek des Serai nichts hat finden wollen, das auch nur
irgendwie im entferntesten D ominicos Angaben zu bestätigen ge-
eignet wäre.
Und doch hatte Dominico die Wahrheit berichtet!
IV.
Neue Gerüchte.
1.
In demselben Jahr, da die Erzählung Dominicos von den Kost-
barkeiten in der Bibliothek des Serai uns zum erstenmal schriftlich
fixiert begegnet, 1611, kam Achille deHarlay, Sieur de Sancv,
eben 30jährig als Gesandter nach Konstantinopel, hei verwegenem
Unternehmungsgeist vielleicht kein geschickter Diplomat, aber ein
Mann von ungewöhnlicher gelehrter Bildung und von ihr gelei-
tetem Sammeleifer. Er eröffnet die Beihe der Vertreter Frank-
reichs bei der Hohen Pforte, die mit wechselndem Erfolg sich um
die Bereicherung der königlichen Bibliothek in Paris bemüht haben,
wobei stets als höchstes, freilich nie erreichtes Ziel die Ergründung
des Geheimnisses der Seraibibliothek und der Erwerb ihrer Hand-
schriften vor Augen geschwebt hat4.
1 P. Louys Jacob: Traicte des plus helles bibliotheques . . . Paris 1644,
S. 39 und Appendix zu S. 39; Le Gallois, Traict6 des plus heiles bibliothe-
ques de l’Europe . . . Paris 1680, S, 147.
2 Guer: Moeurs et usages des Turcs . . ., T. 1, Paris 1746, 4°, S. 444.
3 Giambatista Toderini: Letteratura turchesca, T. 2, Venedig 1787,
S. 35 f.
4 Über Harlay de Sancy vgl. Biographie universelle (Michavd), T. 18,
Paris 1857, S. i71 ff.; Nouvelle Biographie generale ,T. 43, Paris 1864, S. 270f.
Pavl Masson: Histoire du commerce franpais dans le Levant au XVIIe
siede. These. Paris 1896, S. 3f.
7*
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ausdrücklich als ihren Gewährsmann nennend, entnahmen die
damals aufkommenden Bibliotheksadreßbücher ihre Weisheit über
das Serai1'.
Im 18. Jahrhundert setzte die Kritik gegenüber Baudiers
Nachricht ein. Guer in seinem viel gelesenen Buch über die Türkei
(1746, 1747) gab sie unter Verschweigung seiner Quelle nur noch
in der gemilderten Form: Les plus gros de nos in-folio rdont pas la
moitie de la largeur et de la longueur de ces volum.es2, aber erstToDERiNi
in seiner Literatur der Türken (1787) schwang sich dazu auf,
sie als inverisimile zu bezeichnen3. Seitdem pflegt sie geringschätzig
ignoriert zu werden, zumal sich während des 19. Jahrhunderts in
der Bibliothek des Serai nichts hat finden wollen, das auch nur
irgendwie im entferntesten D ominicos Angaben zu bestätigen ge-
eignet wäre.
Und doch hatte Dominico die Wahrheit berichtet!
IV.
Neue Gerüchte.
1.
In demselben Jahr, da die Erzählung Dominicos von den Kost-
barkeiten in der Bibliothek des Serai uns zum erstenmal schriftlich
fixiert begegnet, 1611, kam Achille deHarlay, Sieur de Sancv,
eben 30jährig als Gesandter nach Konstantinopel, hei verwegenem
Unternehmungsgeist vielleicht kein geschickter Diplomat, aber ein
Mann von ungewöhnlicher gelehrter Bildung und von ihr gelei-
tetem Sammeleifer. Er eröffnet die Beihe der Vertreter Frank-
reichs bei der Hohen Pforte, die mit wechselndem Erfolg sich um
die Bereicherung der königlichen Bibliothek in Paris bemüht haben,
wobei stets als höchstes, freilich nie erreichtes Ziel die Ergründung
des Geheimnisses der Seraibibliothek und der Erwerb ihrer Hand-
schriften vor Augen geschwebt hat4.
1 P. Louys Jacob: Traicte des plus helles bibliotheques . . . Paris 1644,
S. 39 und Appendix zu S. 39; Le Gallois, Traict6 des plus heiles bibliothe-
ques de l’Europe . . . Paris 1680, S, 147.
2 Guer: Moeurs et usages des Turcs . . ., T. 1, Paris 1746, 4°, S. 444.
3 Giambatista Toderini: Letteratura turchesca, T. 2, Venedig 1787,
S. 35 f.
4 Über Harlay de Sancy vgl. Biographie universelle (Michavd), T. 18,
Paris 1857, S. i71 ff.; Nouvelle Biographie generale ,T. 43, Paris 1864, S. 270f.
Pavl Masson: Histoire du commerce franpais dans le Levant au XVIIe
siede. These. Paris 1896, S. 3f.
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