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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0046
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Dominieo von Jerusalem.

Das Buch ist derselbe Druck wie der, der den Namen des
Dominico Hierosolimitano auf dem Titel trägt, nur — das Titel-
blatt ist neu gesetzt* 1. Verschwunden ist aber hier der wahre Ver-
fasser, und als Autor steht Chierici da! Der Name des Kron-
zeugen für die kostbaren Handschriften des Serai war
damit, wie es scheint, für immer ausgelöscht.
Der Zweck, den Chierici mit der Veröffentlichung von Domi-
nicos Relation verfolgt, ist in erster Linie nicht ein literarischer,
sondern ein persönlicher. Nicht die Absicht, einen wertvollen
Bericht um seiner selbst willen bekannt zu geben, leitet ihn, son-
dern vielmehr der Wunsch, vor seinen Gönnern, den Lodovisi,
in einer damals sehr beliebten Form eine besonders devote Ver-
beugung zu machen, für die ein Lohn erhofft und gewiß nicht
ausgeblieben sein wird. Der Augenblick war günstig gewählt.
Eben, 9. Februar 1621, hatte Alessandro Lodovisi als Gregor XV.
den päpstlichen Stuhl bestiegen, die Einflußsphäre seines Bruders
Horatio wuchs. Bei der nachsichtigen Beurteilung, die jene Zeit
dem literarischen Betrug angedeihen ließ, brauchte Chierici nicht
zu fürchten, etwa als entlarvter Plagiator in der Gunst der Lodo-
visi und ihrer Kreise zu sinken. Wenn er oder sein Verleger dennoch
das Büchelchen gleichzeitig mit einem Titelblatt, das den wahren
Autor nennt und den Anteil von Chiericis intelletto an der operetta
deutlich umschreibt, herausbrachte, so müssen dafür besondere
Rücksichten maßgebend gewesen sein, Rücksichten eben auf den
wirklichen Verfasser Dominico. Mit anderen Worten: Chierici ver-
dankte den Text der Relation dem Verfasser Dominicos persön-
lich. Deshalb ging es nicht an, Dominicos Autorschaft ganz zu
unterschlagen, auch nicht wenn dieser, wie wohl anzunehmen,
sein geistiges Eigentum gegen klingenden Lohn überlassen hatte.
Gehörte der alte arme jüdische Professor auch gewiß nicht zur
römischen Gesellschaft, so war er ihr doch als Lehrer des Hebrä-
ischen, das zu erlernen in der Mode lag, nicht unbekannt, von
seinem Wissen und seinen Erlebnissen sprach man als sehr unge-
wöhnlichen, und gerade zu der Zeit, als die Relation über Kon-
stantinopel erschien, hielten sich römische Aristokraten nicht für
1623 ging er als Gesandter seines Bruders Papst Gregor XV. zu Fed. Borromeo.
— Rivola, a. a. O. S. 525.
1 Dieselben Druckfehler: Seitenzahl 62. 63 für 66. 67; 86. 87 für 94. 95.
Seitenzahl der letzten Seite ,,14“ für ,,104“; S. VI: Renerendiss. für:
Reuerendiss.
 
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