Metadaten

Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0049
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Relatione di Costantinopoli.

41

stantinopel und dem türkischen Gesandten während der Reise
und für die Dauer seines Aufenthaltes in Paris attachiert, konnte
dreist als „neu“ servieren, was dem ausgehenden 16. Jahrhundert
angehört: Dominico und die Drucke seiner Relation waren längst
verschollen, eine große Seltenheit selbst in den Bibliotheken. Ob
Lenoir den Druck oder eine handschriftliche Kopie der Relation,
die sich vielleicht bei den Akten der Gesandtschaft in Konstan-
tinopel oder Paris befand, seiner Nouvelle description zugrunde
gelegt hat, mag dahin stehen. Das Plagiat ist bis heute nicht
auf ge deckt worden.
Die Nouvelle description — un Manuscrit in octavo de cent
feuilles, wie die Druck-Approbation besagt — stellt sich im großen
und ganzen als eine wörtliche Übersetzung der Redaktion B der
Relation Dominicos dar. Nur an wenigen Stellen hat eine leise
Überarbeitung stattgefunden. Ein größeres Stück ist, plump und
ungeschickt, aus Taverniers 1675 erschienener Beschreibung des
Serais übernommen und eingefügt, ob von Lenoir selbst oder
bereits von seiner Vorlage, steht dahin1.
1 Dominico beschreibt S. 34 f. den Schatz, dessen Räume unterirdisch
liegen, teils unter der ba.nda cielli huomini, teils unter der banda delle donne.
Nach der Beschreibung des Teiles unter der banda delli huomini fügt die
Nouvelle description Lenoirs S. 72—80 wörtlich die Beschreibung des Tresor
secret d. h. der vierten Kammer des Schatzhauses aus Tavernier: Nouvelle
description de Tlnterieur du Serrail du Grand Seigneur, Chap. IX, Paris 1675,
S. 148f., ed. 1679 S. 477 ff., ed. Rouen 1724, S. 133f. ein. [Lenoir Nouv. descr.
S. 72-80 = Tavernier S. 148ff. [1675], S. 477f [1679], S. 133-137 [1724].)
Wörtlich übernommen wird auch der Passus, Tavernier S. 478 (Parisl679):
C’est le rneme Amurat [IV.] sage et vaillant Prince, grand oeconome et grand
Capitaine dont f ai parle plusieurs fois, qui fit la guerre au Roi de Perse,
et assiegea Bagdat ou Babylone qu’il prit le 22 Decembre 1638. Lenoir S. 74 !,
während der „öfter genannte“ Murad doch Mur ad III. ist! — Eingeschoben
ist sonst noch ein kurzer Abschnitt von 29 Zeilen über die Gründung und Er-
oberungen von Konstantinopel, Nouv. descr. S. 2. — Nur selten kürzt die
Nouv. descr. den Text Dominicos, so S. 5 = Dominico S. 2 (Bäder) oder stellt
um, so S. 205, 210 = Dominico S. 100 (Zählung der Mekkapilger). Gelegent-
lich fallen Kleinigkeiten aus, absichtlich als allzu spezialisiert, so wenn es bei
Dominico S. 91 heißt: Ne meno puö entrare nelle Moschee niun Christiano,
ne parimente Hebreo, ne altra persona dlaltra Religione, e Setta: eccetto la
Mahomettana = Nouv. descr. S. 190: II est defendu ä tout komme qui Nest
pas de la Religion Mahometane, dlentrer dans la Mosquee; oder S. 13 von Kon-
stantinopels porte . . . le quali sono fatte alla simiglianza delle antiche di Roma,
cioe come e quella di S. Seb astiano = Nouv. descr. S. 27 portes . . . qui
sont semblables aux anciennes de Rome. — Nouv. descr. S. 206 steht als An-
merkung: Ils ont falsifie VEcriture Sainte, en disant que c’etoit Ismael fils de
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften