Charakteristik der Relation.
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Moschee berichtet Dominico ausführlich über die Wallfahrt nach
Mekka (S. 98-103). —
Eine Disposition ist vorhanden, eine planmäßige Verteilung
des Stoffes vorgesehen, auf später zu sagendes wird verwiesen,
rückschauend auf Erledigtes wird ein neuer Abschnitt begonnen1.
Aber das Temperament des Erzählers sprengt den selbstgespannten
Rahmen fortwährend. Er beginnt die Beschreibung der Stadt,
deren Ausdehnung von West nach Ost, vom ersten bis siebenten
Hügel er soeben gegeben hat, mit dem Schloß der Sieben Türme
auf dem westlichsten Hügel. Breit und ausführlich, ja sich in
kurzem Raume wiederholend2, verweilt er hier, führt uns dann
aber nicht, etwa in jener Hauptrichtung, durch Konstantinopels
Baulichkeiten, sondern verfährt systematisch, die Gebäude der
Stadt in Gattungen nach ihrer Bestimmung zusammenfassend. Das
hält ihn nicht ab, am Ende dieser Zusammenfassung wieder von
Ire luoghi grandi . . . oltre li Serrcigli zu sprechen. Und an die
Beschreibung des Serai schließt sich dann wieder die Schilderung
eines besonders wichtigen Gebäudes, des Arsenals, das ebensogut
weiter oben hätte abgetan werden können. Das militärische Personal
desselben führt ihn wieder auf die militärische Besatzung des
Serai, der er dessen Zivilbeamte anschließt. — An die Festlich-
keit bei der Regierungsübernahme, die zur Schilderung des Lebens-
ganges des Monarchen gehört, werden die großen religiösen Feste
der Mohammedaner angehängt, ganz unvermittelt folgen noch
Mitteilungen über das Verfahren bei Feuersbrunst.
Mit einemWorte: Dominico hält sich nur lose an seine Dispo-
sition, läßt sich treiben von Verbindungen, die ihm der Stoff jeweils
bietet, ist bald ausführlich, bald knapp, gibt bald reichlich, bald
wenig von dem, was er weiß, ohne doch alles zu bieten, was er
hätte sagen können. Wir wüßten oft gern mehr, wo Dominico,
sicher ohne Zwang des Nichtwissens, schweigt, und erließen ihm
dafür manches, was wir von anderen ebenso oder besser erfahren.
Jedenfalls darf man nicht ohne weiteres schließen, daß das, was
1 z. B. S. 4: di fare il tesoro nel .serraglio, come si dirä di sotto. — Ein-
gang von Kap. 4, S. 50; Giä che sono narrate le qualitä delle Cittä di Costan-
tinopoli, e del Serraglio, conviene hora dire della vita del Gran Signore, e della
sua Legge.
2 S. 3f. wird der Inhalt der Sieben Türme fast wörtlich zweimal an-
gegeben.
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Moschee berichtet Dominico ausführlich über die Wallfahrt nach
Mekka (S. 98-103). —
Eine Disposition ist vorhanden, eine planmäßige Verteilung
des Stoffes vorgesehen, auf später zu sagendes wird verwiesen,
rückschauend auf Erledigtes wird ein neuer Abschnitt begonnen1.
Aber das Temperament des Erzählers sprengt den selbstgespannten
Rahmen fortwährend. Er beginnt die Beschreibung der Stadt,
deren Ausdehnung von West nach Ost, vom ersten bis siebenten
Hügel er soeben gegeben hat, mit dem Schloß der Sieben Türme
auf dem westlichsten Hügel. Breit und ausführlich, ja sich in
kurzem Raume wiederholend2, verweilt er hier, führt uns dann
aber nicht, etwa in jener Hauptrichtung, durch Konstantinopels
Baulichkeiten, sondern verfährt systematisch, die Gebäude der
Stadt in Gattungen nach ihrer Bestimmung zusammenfassend. Das
hält ihn nicht ab, am Ende dieser Zusammenfassung wieder von
Ire luoghi grandi . . . oltre li Serrcigli zu sprechen. Und an die
Beschreibung des Serai schließt sich dann wieder die Schilderung
eines besonders wichtigen Gebäudes, des Arsenals, das ebensogut
weiter oben hätte abgetan werden können. Das militärische Personal
desselben führt ihn wieder auf die militärische Besatzung des
Serai, der er dessen Zivilbeamte anschließt. — An die Festlich-
keit bei der Regierungsübernahme, die zur Schilderung des Lebens-
ganges des Monarchen gehört, werden die großen religiösen Feste
der Mohammedaner angehängt, ganz unvermittelt folgen noch
Mitteilungen über das Verfahren bei Feuersbrunst.
Mit einemWorte: Dominico hält sich nur lose an seine Dispo-
sition, läßt sich treiben von Verbindungen, die ihm der Stoff jeweils
bietet, ist bald ausführlich, bald knapp, gibt bald reichlich, bald
wenig von dem, was er weiß, ohne doch alles zu bieten, was er
hätte sagen können. Wir wüßten oft gern mehr, wo Dominico,
sicher ohne Zwang des Nichtwissens, schweigt, und erließen ihm
dafür manches, was wir von anderen ebenso oder besser erfahren.
Jedenfalls darf man nicht ohne weiteres schließen, daß das, was
1 z. B. S. 4: di fare il tesoro nel .serraglio, come si dirä di sotto. — Ein-
gang von Kap. 4, S. 50; Giä che sono narrate le qualitä delle Cittä di Costan-
tinopoli, e del Serraglio, conviene hora dire della vita del Gran Signore, e della
sua Legge.
2 S. 3f. wird der Inhalt der Sieben Türme fast wörtlich zweimal an-
gegeben.