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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0063
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Charakteristik der Relation.

55

Gewölben unter der Hagia Sophia plombierte Krüge, noch gefüllt
mit Öl, gefunden worden sein, auf deren einem per scrittura stand,
daß er von Konstantins Zeit herstamme (S. 15). Über die Glaub-
haftigkeit solcher Legenden mit Dominico zu rechten, erübrigt sich
billigerweise. Jene grotte sotteranee, che girano per diversi luoghi
della Cittä, deren Eingänge zum Teil heute verschlossen sind (S. 9f.),
die antiken Wasserbehälter Konstantinopels, haben ihn besonders
interessiert, ohne daß er ihre Bestimmung erkannte. Sie wurden
schon zu seiner Zeit, wie heute, von den Seidenspinnern benutzt1.
- Von Mehemmed des Eroberers umwälzender Wirksamkeit ist
öfter die Rede, ihr sind z. B. die antiche fabriche bei der Sophien-
kirche zum Opfer gefallen, die Irenenkirche (Battisterio) hat er
zum Waffenaufbewahrungsraum gemacht, einen Teil der vecchia
Canonica (Skeuophylakion ?, Großes Baptisterium?) aber stehen
lassen (S. 10, vgl. S. 29). Als erster für das Abendland stellt
Dominico die Beschädigung der Schlangensäule fest, die er wie
sein Genosse am Hofe Murads, Sadeddin, fälschlich auf den Er-
oberer zurückführt2. Neu und merkwürdig ist, was Dominico über
die Gemälde der Sophienkirche berichtet: Mehemmed hat sie über-
tünchen lassen, mit Ausnahme — per occulta causa — des Mosaik-
bildes der Madonna in der Halbkuppel der Chorapsis. Dies Bild,
heute manchmal durch die Tünche zu erkennen, war zu Dominicos
Zeit coperta con un velo; um es genauer zu besichtigen, ist er hinauf-
gestiegen (S. 9). — Dominico weiß, daß an der Stelle der Gül
Dschami (Rosenmoschee) bis zu Mehemmeds Zeit, eine Chiesa
di grandissima veneratione (S. 14. Kirche des Hl. Theodosia ?) ge-
standen hat. Die zu seiner Zeit bestehenden christlichen Kirchen
Konstantinopels führt er sämtlich richtig auf (S. 12), spricht von
dem berühmten Bilde der Madonna di Constantinopoli3 und belehrt
1 Vgl. Forchheimer und Strzygowski . Die byzantinischen Wasser-
behälter von Konstantinopel (Byzantinische Denkmäler II), Wien 1893, S. 63,
65, 79, 91 u. ö.
2 Frick, Das platäische Weihgeschenk, in: Jahrbücher für klassische
Philologie, Suppl.-Bd. 3, Leipzig 1857—60, S. 554. Frick führt Dominicos
altes Zeugnis, ohne es zu ahnen, in der Nouvelle description (Lenoirs) an,
A. 14. — Die Beschädigung ist sichtbar auf einer türkischen Miniatur aus
Dominicos Zeit, s. Karabacek, Zur orientalischen Altertumskunde IV, in:
Sitzungsberichte der k. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. KL, Bd. 172,
Abh. 1, S. 101, Taf. X.
3 Mich. Giustiniani: Dell’origine della Madonna di Constantinopoli,
o sia d’Istria, e delle di lei traslationi. Rom 1656. — A. Belin: Histoire de la
Latinitü de Constantinople. Ed. 2, Paris 1894, S. 112ff.
 
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