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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0079
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Format der Handschriften.

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innerung mag ihm die Größe der Handschriften noch beträchtlicher
erschienen sein.
Lassen wir die Riesenformate des Mittelalters beiseite1: latei-
nische Handschriften, Bibeln, Bücher zum liturgischen Gebrauch
in mächtiger Größe gibt es genug, aber das Höhenmaß von fast
einem Meter, das eine Bibel des 13. Jahrhunderts, der gigas librorum
in Stockholm hat, galt doch schon den Zeitgenossen mit Recht als
ein wahres Weltwunder, eine alte Beschreibung von 1477 gibt
seine Maße so an: quatuor longas extensas palmas et medietatem
manus meae in longitudine, et tres extensas palmas in latitudine,
spissitudo mediam ulnam continet2. Dominico kannte solche
Ungetüme sehr wohl, hatte er doch selbst im November 1505
Federico Borromeo Nachricht von einer Handschrift, einer hebrä-
ischen Bibel, gegeben, aus dem 10. Jahrhundert, wie er meinte,
die in Mantua zum Verkaufe stand, nullum in Italia tota eiusmodi
codicem esse ajfirmabat, nisi apud Ducem Urbinatem3 4, ein Genosse
also jenes im Inventar von Urbino aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts beschriebenen Riesen: Testamentum. vetus, hebraica et
caldaica lingua, opus mirabile et integrum cum glossis mirabiliter
scriptis in modo avium, arborum et animalium: in maximo volu-
mine, ut vix a tribus hominibus feratuU. Ein anderes In-
ventar derselben Bibliothek nennt ihn in toto fortasse orbe unicus5,
und wenn er auch in Berliner Foliantenriesen seinesgleichen hat6,
die Höhe von 140 cm erreichen weder diese noch jener auch nur
entfernt, solche Größen hat es nie gegeben, und Dominico redet
1 Vgl. Swarzenski, Denkmäler der süddeutschen Malerei des frühen
Mittelalters, T. 1, 1901, S. 175 f.; T. 2, 1913, S. 63f.
2 Dudik: Forschungen in Schweden für Mährens Geschichte, Brünn
1852, S. 207ff., 217.
3 Ceruti, Biblioteca Ambrosiana, in: Gli lstituti scientifici, letterari ed
artistici di Milano . . . Mailand 1880, S. 104 A. 2. — Boscha: De origine et
statu Bibliothecae Ambrosianae . . . Mailand 1672, S. 8.
4 Archivio storico degli archivi toscani VII, S. 152.
5 Vgl. Codices Urbinates Graeci Bibliothecae Vaticanae. Rec. C. Storna-
jolo. Rom 1895, S. CXXXIX: Hebraei nr. 1.
6 Den hebräischen Bibeln: Ms. or. Fol. 1210 65 cm hoch, Ms. or. Fol.
1211 64 cm hoch, Ms. or. Fol. 1212 56 cm hoch. Die Maßangaben verdanke
ich der Güte des Abteilungsdirektors der Preuß. Staatsbibliothek in Berlin,
Herrn Gotthold Weil. Vgl. über diese Handschriften Steinschneider, Ver-
zeichnis der hebräischen Handschriften, Abt. II (Die Handschriftenverzeich-
nisse der Kgl. Bibliothek zu Berlin, Bd. 2), Berlin 1897, S. 1.
 
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