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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0083
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Alter der Handschriften.

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etwas mehr an, einschließlich des Einbandes, wie ich oben wahr-
scheinlich gemacht habe. Die Handschriften haben also eine
fast quadratische Form! Dieses Format ist als das der
ältesten Handschriften längst erkannt1! Die Blätter des
Sinaiticus z. B. haben noch heute — sie sind beschnitten — in
der Höhe 43 cm, in der Breite 37,8 cm2. Rechnen wir zu solchen
Blattmaßen noch den Einband, seine Decken, die die Blätter auf
drei Seiten übertragen, und die Ausbuchtung des Rückens auf der
vierten. Bedenken wir, daß Dominico schätzt, schätzt nach Jahr
und Tag die Dimensionen der Handschriften, als alter Kenner
noch immer erregt, wenn er von den Kostbarkeiten spricht, die
er einst gesehen! Mag er sich um ein kleines vielleicht versehen
haben, eine auch nur wesentliche Übertreibung kann man ihm
kaum vorwerfen, rechnet man zur Blattgröße den prunkvollen
großen Einband. — Schon oben wurde erwähnt, daß die außer-
ordentliche Feinheit des Pergaments, durch die sich die Handschrif-
ten nach Dominico auszeichneten, ebenfalls ein Zeichen besonders
hohen Alters ist. Kein Zweifel also scheint mir mehr walten
zu können: Dominico sah in der Libreria commune des
Serai uralte griechische Handschriften in herrlichen Ein-
bänden, onera magis exarata quam Codices3, zum Teil wohl einst im
Gebrauch der Kirchen. Die älteste Nachricht über kostbare
Handschriften im Serai ist zuverlässig, wenn auch kein
Stück von ihnen bis heute im Serai wieder hat ans Licht kommen
wollen! Keine jedenfalls, auf die die Beschreibung Dominicos ganz
zuträfe. Aber ich will doch nicht unerwähnt lassen, daß eine der
umfangreichsten griechischen Pergamenthandschriften, die es über-
haupt gibt, aus dem Serai stammt, der Codex Parisinus graecus
1672, die berühmte Handschrift von Plutarchs Moralia. Ihre Höhe
beträgt, ohne Einband 40,6 cm, mit Einband 43,5 cm, ihre Breite,

1 Christ. Gottl. Schwarz: De ornamentislibrorum . . . Dissertationum
antiquariarum Hexas. Coli. J. Chr. Leuschner. Leipzig 1756, Disp. IV,' § 15,
S. 161 ff.; Gardthausen a. a. O. S. 161 f.
2 Gregory: Textkritik des Neuen Testaments, Bd. 1, Leipzig 1900,
S. 18; Über die Beschneidung s. Tischendorf in: Novum Testamentum
graece, Ed. VIII, Vol. 3 Prolegomena. Leipzig 1894, S. 345; Kirsop Lake
vor seiner Faksimile-Ausgabe: Codex Sinaiticus . . . Oxford 1911, S. XVI.
3 Hieronymus, Vorrede zum Buch Hiob: Habeant qui volunt veteres
libros vel in membranis purpureis auro argentoque descriptos vel uncialibus,
ut vulgo aiunt litteris, onera magis exarata quam Codices.
 
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