Metadaten

Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0085
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Sultan Murad III.

Kaisers Weiber) lehren. Seine Doctoren oder Ärzte sind auch Juden...
So schreibt der Prediger der deutschen Gesandtschaft in Kon-
stantinopel in seinem Tagebuch (1573 —1578)1. Schon unter Sulej-
man II. war der Zuzug der Juden, vor allem der sogen, portu-
giesischen, nach der Türkei ein sehr bedeutender. Viele von ihnen
verstanden es, sich zu hoher und einflußreicher Stellung aufzu-
schwingen. Unter Selim II. war die Lage der Juden in Konstan-
tinopel eine sehr glückliche. Damals ist der ,.große Jude“ Don
Josef Nasi der Nachfolger des alten Hauses der Grispi, Herzog von
Naxos geworden! War der Einfluß dieses bevorzugten Günstlings
seines Vaters unter Murad auch gebrochen, — Nasi starb 1579 —,
so hat es doch nicht an anderen Juden gefehlt, die sich des größten
Einflusses an den leitenden Stellen erfreuten, wie Piabbi Salomo
Nathan Aschkenasi, Arzt Sokollis und Diplomat, den zwei Groß-
wesire zu den geheimsten Missionen verwendet haben, und eine
Jüdin, die Chirazza, war im Harem des Serai allmächtig2. Ein
Jude wurde als Lehrer des ältesten Sohnes des Sultans in der
Sternkunde berufen3. Jüdische Gaukler und Spielleute waren bei
Murad besonders beliebt4. Einmal freilich, nach einem schweren
epileptischen Anfall, 1579, hat Murad befohlen, alle Juden totzu-
schlagen, aber bei diesem vorübergehenden Wutausbruch ist es
auch geblieben, und jüdisches Geld hat das seine getan, um auf
dem Wege über die Sultanin-Mutter und den Aga der Janitscharen
den Sultan rasch zu beruhigen5. So haben che jüdischen Hofärzte,
schon seit den Zeiten Mehemmed des Eroberers um die Person
des Sultans wohl gelitten, unter Murad III. besonders gute Tage
gehabt. — Dominico hat sich der ausnehmenden Gunst Murads
1 Stephan Gerlach, Tagebuch, Frankfurt a. M. 1674, S. 59.
2 Vgl. M. A. Levy, Don Joseph Nasi, Herzog von Naxos, seine Familie
und zwei jüdische Diplomaten seiner Zeit Breslau 1859; Hammer, Geschichte
a. a. O. S. 156, Anm. e (1584); S. 159; Jorga a. a. O. S. 193ff.; Zinkeisen
a. a. O. S. 368 ff.
3 Gerlach a. a. O. S. 409 u. 418.
4 Gerlach a. a. O. S. 402, 449.
5 Maffeo Venier, Relazione 15 86 bei Alberi a. a. O. III, 2, S. 299:
(Murad) imperversando in precipitose risoluzioni (avendo spesse volte offeso il
cervello dal mal caduco) finora ha. . . ordinato che fussero . . . ammazzati
tutti gli Ebrei di Costantinopoli, e fu del 15 79 .. . II. . . furore si spense con
l’oro che fu dato alla sultana madre e all’aga dei gianizzeri, commentandosi la
sentenza in una legge vana, cioe che invece dei turbanti dovessero portare in
testa alcunni cappelli, che iananzi erano usati solamente dai mendici ebrei.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften