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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0086
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Dominico von Jerusalem.

erfreut, ihm hat er eine besonders geliebte Schwester auf langer
Reise anvertraut.
Les femmes ont bonne pari en cest empire schrieb der franzö-
sische Gesandte Jacquesde Germigny 1580 aus Konstantinopel an
Katharina von Medici1. Den Einflüssen den Weiber, seiner Mutter,
seiner Frau, seiner Schwestern ist Sultan Murad dauernd unter-
worfen gewesen. Von den drei Schwestern war die eine die Witwe
des Großwesirs Sokolli, die andere die Gemahlin des Großwesirs
Siawusch, die dritte die Frau des Eroberers von Chios (1566),
Piale2. Sie war eine aufgeklärte Frau, die es wagte in fremden
Gärten mit ihrem Manne unverschleiert spazieren zu gehen3. Im
Dienste dieser dritten Schwester hat Dominico eine Zeitlang ge-
standen, per commandamento delGran Signore. Auf Befehl Sultan
Murads begleitete Dominico sie auf der Reise, die über Kairo nach
Mekka ging, als ihr Arzt, Berater und Cicerone per dar sadisfatione
alla sua voglia di voler vedere le cose antiche4. Nachdem Piale als
Kapudanpascha 1578 gestorben war, vermählte sie sich wieder
mit dem dritten Wesir Mehemmedpascha. Ihr Einfluß beim Sultan-
bruder war ein dauernder5.
So kann es nicht zweifelhaft sein, daß Dominico unschwer,
wenn nicht die Erlaubnis, so doch die Möglichkeit hat erlangen
können, jene Handschriften, die sonst niemand anrühren durfte,
genauer zu besichtigen.
Was aber war der Beweggrund für den Sultan, sie so ängstlich
zu hüten ?
Dominicos Aufenthalt am Hofe zu Konstantinopel fällt in
das Sultanat Murad III. (Dezember 1574 bis Januar 1593), eine
Zeit langsamen Niederganges des Osmanischen Reiches, verglichen
mit der von größtem Glanz und Ruhm erfüllten Regierung Sulejman
1 Ndgociations de la France dans le Levant p. p. E. Charriere (Col-
lection de documents inedits sur l’histoire de France, Serie I), T. 3, Paris 1853,
S. 841.
2 Jorga a. a. O. S. 180; Hammer, Geschichte, Bd. 4, S. 71; 102. —
Piales Tod S. 43; Wiedervermählung S. 103.
3 Alberi, Relazione III, 1, S. 461: la sultana moglie di Piali per esser
ita a diporto col marito, scoperta in viso, in un giardino di un privato, andö
a rischio d’esser severamente castigata dal Gran-Signore (um 1577).
4 Parisotti a. a. O. S. 342; vgl. oben S. 34.
5 Hammer a. a. O. S. 104 Anm. e, 2. Oct. 1584: La Sultana fo moglie
di Piale ora di Mohammedbassa terzo Vezir, ha ottenuto dal Sig. il Sangiaco
di Clissa per il secundo suo figlio con Piale. — Vgl. über den Einfluß ihres
zweiten Gatten beim Sultan, Matteo Zane 1594 bei Alberi a. a. O. III, 3, S. 433.
 
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