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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0087
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Sultan Murad III.

des Großen (1520 — 1566). Unter Sultan Selim II. (1566—1574)
war der Schatten Sulejmans, gebannt durch den kraftvollen
Herrschergeist des Großwesirs Sokolli im Orient und Okzident
noch mächtig. Seinem Sohn Murad sagte man als Kronprinzen
Ähnlichkeit mit dem Großvater Sulejman nach, aber der junge
29jährige Herrscher (geb. 1546) hat die auf ihn gesetzten Hoff-
nungen sehr bald getäuscht und sich die Zügel der Regierung, vor
allem was die auswärtigen Beziehungen angeht, entgleiten lassen.
Ranke hat Murad meisterhaft charakterisiert1, spätere haben kaum
etwas an diesem Bilde auf Grund neuen Materiales ändern können.
Ich hebe einige wichtige Züge hervor. Von nicht schlechtem, aber
schwachem Charakter, nicht gesund — er war Epileptiker — lebte
er zurückgezogen, melancholisch und dem Mystizismus ergeben,
schweigsam und menschenscheu im Serai, wechselnden Einflüssen
von Männern und Weibern des inneren und äußeren Hofstaates
in wachsender Geltung unterworfen. Von den Neigungen, denen
er ergeben war, wissen abendländische Berichterstatter genug zu
erzählen2. Die eine wird wiederholt und übereinstimmend als
hervorstechende genannt, sie wirft auf die schönen kostbaren
Handschriften, von deren Existenz im Serai und ihrer auf des
Sultans Befehl sorgsamen Hütung Dominico berichtet, ein deut-
1 a. a. O. S. 27 ff.
2 Vgl. Jorga, Geschichte des osmanischen Reiches, Bd. 3, Gotha 1910,
S. 162ff.; 174ff. — Hammer: Geschichte des osmanischen Reiches, Bd. 4,
Pest 1829, S. 231 ff. — Zinkeisen: Geschichte des osmanischen Reiches in
Europa (Gesch. der europ. Staaten, hrsg. von Heeren und Ukert), T. 3,
Gotha 1855, S. 384ff. — Relazioni degli ambasciatori veneti al senato racc.,
ann. ed ed. da Eugenio Alberi, Serie III (Le Relazioni degli Stati Ottomani),
Vol. 1, 2, 3, Florenz 1840—1855. — Badoaro 1573 (III, 1, S. 318): Ma diversa
da questa (vita di sultano Selim) e quella di sultano Amurat suo figlio di anni
ventisei; poiche essendo, per quanto s’intende, tutto debito agli studj delle
leggi, e di modesti costumi, ed anco virile ed applicato alla professione delle
armi, dimostra piü assomigliarsi in questa giovenile etä al vecchio suo avo,
stimato da tutti come ho detto, temperantissimo, che all’ incontinenza del padre.
— Soranzo 1575 (III, 2, S. 196): di debile complessione e che non promette
lunga vita, di natura malinconico. — Relazione anonima 1579 (III, 1, S. 463f.):
La vita di questi imperatori e per lo piü ritirata nei serragli, e forse anco
troppo oziosamente e stato questo presente sultano Amurat, piü che tutti
gli altri che stati siano, ritirato, accusandolo il costume del secesso, e l’indisposi-
zione del mal caduco che patisce . . . e melanconico, taciturno ... — Moro
1590 (III, 3, S. 327f.). — Negociations de la France dans le Levant p. p.
E. Charriere (Collection de documents inedits sur Phistoire de France,
Serie I), T. 3, Paris 1853, S. 922 Anm. (1580: Epilepsie).
 
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