92
Michel Baudier.
2.
Aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts sind — so scheint es -
drei Berichte über das Serai bisher bekannt geworden, der des
Ottaviano Bon, der des Tommaso Alberti und der des Bobert
Withers. In Wahrheit ist es ein einziger Bericht: Otta-
viano Bon hat ihn verfaßt, Tommaso Alberti ihn abge-
schrieben, Bobert Withers ihn übersetzt. Aber nicht genug,
daß dieser Sachverhalt unerkannt geblieben ist: jeder von den
dreien hat auch noch das Schicksal gehabt als ,,ineditum“ gedruckt
zu werden, zu einer Zeit, da er bereits gedruckt vorlag.
Ottaviano Bon, von 1604 bis 1608 Gesandter Venedigs in
Konstantinopel, hat durch ungewöhnlich gute Beziehungen zu den
Großwürdenträgern des Hofes erreicht, in Abwesenheit des Sultans
von der Seeseite aus ins Serai geführt zu werden; er hat da manches
bemerkenswerte gesehen, von einer Bibliothek — um das gleich
vorwegzunehmen — nichts. Bon hat dann eine Beschreibung ver-
faßt, die sich durch streng sachliche Darstellung des gesehenen
hervorragend auszeichnet. Diese Beschreibung, etwa 1608 auf-
gezeichnet, ist in den nächsten Jahren handschriftlich in Kon-
stantinopel umgegangen. Sie wird sich bei den Akten der venezi-
anischen Gesandtschaft befunden haben, ist hier manchem zu-
gänglich gewesen und zunächst in den diplomatischen Kreisen von
Konstantinopel bekannt geworden, wahrscheinlich hat Bon
auch Abschriften verschenkt oder solche doch anzufertigen ver-
stattet. Gedruckt ist Bons Bericht erst 1684, unter
seinem Namen. Ohne Kenntnis von diesem Druck zu haben,
veröffentlichte ihn dann Berchet 1865 und 18711.
1 Ottaviano Bon, Relazione del serraglio delPImperatore de’ Turchi.
Venezia 1684, 4°, sehr selten, mir nur aus Girolamo Soranzo, Bibliografia
Veneziana. Venezia 1885, S. 132, n. 1717 bekannt. — Ottaviano Bon, II
Serraglio del Gran Signor descritto a Costantinopoli nel 1608 con notizie sul
Bon di Guglielmo Berchet, Venezia (Naratovich) 1865, 8°, 69 S., mir unzu-
gänglich. — Le Relazioni degli stati europei lette al senato dagli ambasciatori
veneziani nel secolo decirno settimo, raccolte ed annotate da Nicolö Barozzi
e Guglielmo Berchet, SerieV, Turchia, Volumeunico, Partei, Venezial871,
S. 59—115 : Descrizione del Serraglio del Gransignore fatta dalBailo Ottaviano
Bon. — Über Bon siehe: Barozzi und Berchet a. a. O., Serie T.Spagna.
Venedig 1856, S. 217—222; Mazzuchelli, Gli scrittori d’Italia, Vol. II.
P. 3, Brescia 1753, S. 1675f. — Außer den dort angeführten Handschriften
von Bons Bericht gibt es noch andere, eine aus der Sammlung Th. Phillipps
wurde bei Sotheby, Wilkinson and Hodge, London, 1911, versteigert.
Bons Serailbesuch war berühmt. Als er 1621 vom Amte eines Podestä von
Michel Baudier.
2.
Aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts sind — so scheint es -
drei Berichte über das Serai bisher bekannt geworden, der des
Ottaviano Bon, der des Tommaso Alberti und der des Bobert
Withers. In Wahrheit ist es ein einziger Bericht: Otta-
viano Bon hat ihn verfaßt, Tommaso Alberti ihn abge-
schrieben, Bobert Withers ihn übersetzt. Aber nicht genug,
daß dieser Sachverhalt unerkannt geblieben ist: jeder von den
dreien hat auch noch das Schicksal gehabt als ,,ineditum“ gedruckt
zu werden, zu einer Zeit, da er bereits gedruckt vorlag.
Ottaviano Bon, von 1604 bis 1608 Gesandter Venedigs in
Konstantinopel, hat durch ungewöhnlich gute Beziehungen zu den
Großwürdenträgern des Hofes erreicht, in Abwesenheit des Sultans
von der Seeseite aus ins Serai geführt zu werden; er hat da manches
bemerkenswerte gesehen, von einer Bibliothek — um das gleich
vorwegzunehmen — nichts. Bon hat dann eine Beschreibung ver-
faßt, die sich durch streng sachliche Darstellung des gesehenen
hervorragend auszeichnet. Diese Beschreibung, etwa 1608 auf-
gezeichnet, ist in den nächsten Jahren handschriftlich in Kon-
stantinopel umgegangen. Sie wird sich bei den Akten der venezi-
anischen Gesandtschaft befunden haben, ist hier manchem zu-
gänglich gewesen und zunächst in den diplomatischen Kreisen von
Konstantinopel bekannt geworden, wahrscheinlich hat Bon
auch Abschriften verschenkt oder solche doch anzufertigen ver-
stattet. Gedruckt ist Bons Bericht erst 1684, unter
seinem Namen. Ohne Kenntnis von diesem Druck zu haben,
veröffentlichte ihn dann Berchet 1865 und 18711.
1 Ottaviano Bon, Relazione del serraglio delPImperatore de’ Turchi.
Venezia 1684, 4°, sehr selten, mir nur aus Girolamo Soranzo, Bibliografia
Veneziana. Venezia 1885, S. 132, n. 1717 bekannt. — Ottaviano Bon, II
Serraglio del Gran Signor descritto a Costantinopoli nel 1608 con notizie sul
Bon di Guglielmo Berchet, Venezia (Naratovich) 1865, 8°, 69 S., mir unzu-
gänglich. — Le Relazioni degli stati europei lette al senato dagli ambasciatori
veneziani nel secolo decirno settimo, raccolte ed annotate da Nicolö Barozzi
e Guglielmo Berchet, SerieV, Turchia, Volumeunico, Partei, Venezial871,
S. 59—115 : Descrizione del Serraglio del Gransignore fatta dalBailo Ottaviano
Bon. — Über Bon siehe: Barozzi und Berchet a. a. O., Serie T.Spagna.
Venedig 1856, S. 217—222; Mazzuchelli, Gli scrittori d’Italia, Vol. II.
P. 3, Brescia 1753, S. 1675f. — Außer den dort angeführten Handschriften
von Bons Bericht gibt es noch andere, eine aus der Sammlung Th. Phillipps
wurde bei Sotheby, Wilkinson and Hodge, London, 1911, versteigert.
Bons Serailbesuch war berühmt. Als er 1621 vom Amte eines Podestä von