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Neue Gerüchte.
läßt sich nicht sicher entscheiden. Die Hauptsache bleibt, daß
es für sie eine Libreria Ottomana del Serraglio gegeben hat,,
wie wir sie durch Dominieo sicher konstatiert wissen.
Und etwas Neues fügen sie hinzu, die Meinung, daß
diese Bibliothek die degli ultimi Imperadori Greci sei. Davon
hatte Dominico kein Wort gesagt. Seit jenen Tagen aber ist der,
— bis zum heutigen Tage durch nichts bekräftigte — Glauben,
im Serai liege die Bibliothek der Paläologen, nicht mehr
auszurotten gewesen.
Jener im Jahre 1615 geschriebene Brief des Pietro della Valle
kam erst nach 35 Jahren mit dem ersten Teil seiner Lettere de’viaggi,
der 1650 in Rom erschien1, an die Öffentlichkeit. Mitflerweile ist
das Gerücht mündlich weitergegeben worden. Vor allem aber hat
Baudiers Buch seine Wirkung getan.
Eine neue Spur wies, freilich ohne es selbst zu ahnen, bald ein
englischer Gelehrter, John Greaves.
2.
John Greaves, Professor der Astronomie in Oxford, von dem
bereits oben S. 93 die Rede war, hielt sich vom Frühjahr 1638 an
einige Monate in Konstantinopel auf, wo er sowohl bei dem engli-
schen Gesandten Peter Wich wie bei dem Patriarchen Cyrill Lukaris,
eben demselben, der zehn Jahre vorher den Codex Alexandrinus
der Bibel durch den Gesandten Thomas Roe an König Karl von
England hatte gelangen lassen, das freundlichste Entgegenkommen
fand2. Hauptzweck seiner Reise war, orientalische Sprachen zu
studieren und astronomische Beobachtungen zu machen. Nebenher
hat er sich eifrig bemüht, Handschriften zu sammeln, für eigene
wie für fremde Rechnung, in Konstantinopel arabische, persische,
türkische und griechische, in Ägypten, wohin er sich Ende des
Jahres begab, auch koptische3. Während ihm das Glück beim
1 La prima Parte delle lettere de viaggi di Turchia, stampata in Roma
Vanno 1650 heißt es in der Vita della Valles, die vor aer Dragondellischen
Ausgabe steht.
2 Thomas Smith: Vitae quorundam eruditissimorum et illustrium
virorum, London 1707, S. lOf. — John Greaves: Miscellaneous Works,
Publ. by Thomas Birch (Vol. 1), London 1737, S. Vif.
3 Greaves an Claudius Hardy, 18. Kal. Jun. 1641, in: Greaves’ Miscel-
laneous Works, Vol. 2, London 1736, S. 443, an Jacob Golius, undatiert,
ebda. S. 456f.
Neue Gerüchte.
läßt sich nicht sicher entscheiden. Die Hauptsache bleibt, daß
es für sie eine Libreria Ottomana del Serraglio gegeben hat,,
wie wir sie durch Dominieo sicher konstatiert wissen.
Und etwas Neues fügen sie hinzu, die Meinung, daß
diese Bibliothek die degli ultimi Imperadori Greci sei. Davon
hatte Dominico kein Wort gesagt. Seit jenen Tagen aber ist der,
— bis zum heutigen Tage durch nichts bekräftigte — Glauben,
im Serai liege die Bibliothek der Paläologen, nicht mehr
auszurotten gewesen.
Jener im Jahre 1615 geschriebene Brief des Pietro della Valle
kam erst nach 35 Jahren mit dem ersten Teil seiner Lettere de’viaggi,
der 1650 in Rom erschien1, an die Öffentlichkeit. Mitflerweile ist
das Gerücht mündlich weitergegeben worden. Vor allem aber hat
Baudiers Buch seine Wirkung getan.
Eine neue Spur wies, freilich ohne es selbst zu ahnen, bald ein
englischer Gelehrter, John Greaves.
2.
John Greaves, Professor der Astronomie in Oxford, von dem
bereits oben S. 93 die Rede war, hielt sich vom Frühjahr 1638 an
einige Monate in Konstantinopel auf, wo er sowohl bei dem engli-
schen Gesandten Peter Wich wie bei dem Patriarchen Cyrill Lukaris,
eben demselben, der zehn Jahre vorher den Codex Alexandrinus
der Bibel durch den Gesandten Thomas Roe an König Karl von
England hatte gelangen lassen, das freundlichste Entgegenkommen
fand2. Hauptzweck seiner Reise war, orientalische Sprachen zu
studieren und astronomische Beobachtungen zu machen. Nebenher
hat er sich eifrig bemüht, Handschriften zu sammeln, für eigene
wie für fremde Rechnung, in Konstantinopel arabische, persische,
türkische und griechische, in Ägypten, wohin er sich Ende des
Jahres begab, auch koptische3. Während ihm das Glück beim
1 La prima Parte delle lettere de viaggi di Turchia, stampata in Roma
Vanno 1650 heißt es in der Vita della Valles, die vor aer Dragondellischen
Ausgabe steht.
2 Thomas Smith: Vitae quorundam eruditissimorum et illustrium
virorum, London 1707, S. lOf. — John Greaves: Miscellaneous Works,
Publ. by Thomas Birch (Vol. 1), London 1737, S. Vif.
3 Greaves an Claudius Hardy, 18. Kal. Jun. 1641, in: Greaves’ Miscel-
laneous Works, Vol. 2, London 1736, S. 443, an Jacob Golius, undatiert,
ebda. S. 456f.