Bücher aus dem Besitz Mehemmed II.
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stinians, die 1453 oder 1454, als Cyriacus von Ancona in der Um-
gebung Mehemmeds II. weilte, angefertigt wurde* 1. An dieser
selben Stelle, wo Taverniers Gewährsleute u. a. livres . . . pour la
navigation und cartes geographiques dessignees sur velin gesichtet
hatten, fand sich' 1889 neben einem ,,Pergament-Exemplar der
Cosmographie des Ptolemäus in großem Format mit einer ganzen
Reihe künstlerisch ausgeführten Karten“ und einem Portolan des
Grazioso Benincasa das mit Karten versehene Werk des Floren-
tiners Francesco Berlinghieri Geographia in terza rima et lingua
Toscana distincta con le sue tavole in varii siti et provincie secondo
la geographia et distinctione di Ptolomeo, ,,mit glänzenden Miniaturen
verziert“, und mit einer handschriftlichen Widmungsepistel des
Verfassers an — Sultan Mehemmed II.!2 Kein Zweifel, ab aeoo
und ihren Inhalt in „einem Gemach des Serails“, wohin sie für ihn gebracht
worden war, also nicht im Bibliothekskiosk.
1 (Alexander Szilagyi:) Gatalogus Codicum Bibliothecae Universi-
tatis R. Scientiarum Budapestinensis, Budapest 1881, S. 17, Nr. 35. — Auf
diese Handschrift greife ich im zweiten Teil meiner Untersuchungen aus-
führlich zurück. Sie kam mit 35 anderen 1877 durch Schenkung des Sultans
Abdul Hamid nach Budapest. Man betrachtete sie sämtlich als einstige
Bestandteile der Bibliothek des Königs Matthias Corvinus, aber nur zehn
von ihnen sind unzweifelhafte Codices Corviniani, von den übrigen 25 haben
vielleicht noch sieben zur Bibliothek Corvinus’ gehört, die restlichen 18,
darunter die unsrige, haben sich früher sicher nicht in dieser Bibliothek
befunden. Vgl. W. Weinberger, Beiträge zur Handschriftenkunde I. Die
Bibliotheca Corvina, Wien 1908 (Sitzungsberichte der k. Akad. d. Wiss.
Phil.-hist. Kl., Bd. 159, Abh. 6) S. 22ff. — Die moderne türkische Eintragung
in diesen Handschriften: „Aus den Büchern, welche seit den Zeiten Sr. Majestät
des Gesetzgebers Sultan Sulejman Khan in der Bibliothek des kaiserlichen
Serails von Top-Kapu aufbewahrt worden waren“ ist für die Codices Cor-
viniani suchenden Ungarn zugeschnitten und unbrauchbar. — Die genannten
Handschriften stammen aus dem Schatzhaus, nicht aus der „Bibliothek“, vgl.
Franz Pulszky, Die Überreste der Corvina, in: Magyar Könyv-Szemle II,
1877, Budapest 1877, S. 145: „in Kubbe Alti, im Schatz, jenseits desjenigen
Saales, in welchem die Reliquien des Propheten aufbewahrt werden . . .“ vgl.
S. 147, und Arnold Ipolyi: Die Entdeckung der Überreste der Bibliothek
des Königs Mathias im Jahre 1862, ebda. III, 1878, S. 115. — Die Bezeich-
nung des Schatzhauses mit Kubbe Alti (Das unter der Kuppel) ist nicht die
gewöhnliche. Kubbe Alti heißt offiziell im Serai nur der im zweiten Hof
neben dem Diwan gelegene, aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammende
Turm, vgl. Gurlitt: Baukunst, S. 45f.
2 Vgl. den Fundbericht in: Ungarische Revue, Jg. 9, 1889, S. 734. —
Über Berlinghieri s. Assunto Mori, Un geografo del rinascimento, in: Archivio
Storico Italiano Ser. V T. 13 1894 S. 341 —348 und meinen Aufsatz in: F.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.
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stinians, die 1453 oder 1454, als Cyriacus von Ancona in der Um-
gebung Mehemmeds II. weilte, angefertigt wurde* 1. An dieser
selben Stelle, wo Taverniers Gewährsleute u. a. livres . . . pour la
navigation und cartes geographiques dessignees sur velin gesichtet
hatten, fand sich' 1889 neben einem ,,Pergament-Exemplar der
Cosmographie des Ptolemäus in großem Format mit einer ganzen
Reihe künstlerisch ausgeführten Karten“ und einem Portolan des
Grazioso Benincasa das mit Karten versehene Werk des Floren-
tiners Francesco Berlinghieri Geographia in terza rima et lingua
Toscana distincta con le sue tavole in varii siti et provincie secondo
la geographia et distinctione di Ptolomeo, ,,mit glänzenden Miniaturen
verziert“, und mit einer handschriftlichen Widmungsepistel des
Verfassers an — Sultan Mehemmed II.!2 Kein Zweifel, ab aeoo
und ihren Inhalt in „einem Gemach des Serails“, wohin sie für ihn gebracht
worden war, also nicht im Bibliothekskiosk.
1 (Alexander Szilagyi:) Gatalogus Codicum Bibliothecae Universi-
tatis R. Scientiarum Budapestinensis, Budapest 1881, S. 17, Nr. 35. — Auf
diese Handschrift greife ich im zweiten Teil meiner Untersuchungen aus-
führlich zurück. Sie kam mit 35 anderen 1877 durch Schenkung des Sultans
Abdul Hamid nach Budapest. Man betrachtete sie sämtlich als einstige
Bestandteile der Bibliothek des Königs Matthias Corvinus, aber nur zehn
von ihnen sind unzweifelhafte Codices Corviniani, von den übrigen 25 haben
vielleicht noch sieben zur Bibliothek Corvinus’ gehört, die restlichen 18,
darunter die unsrige, haben sich früher sicher nicht in dieser Bibliothek
befunden. Vgl. W. Weinberger, Beiträge zur Handschriftenkunde I. Die
Bibliotheca Corvina, Wien 1908 (Sitzungsberichte der k. Akad. d. Wiss.
Phil.-hist. Kl., Bd. 159, Abh. 6) S. 22ff. — Die moderne türkische Eintragung
in diesen Handschriften: „Aus den Büchern, welche seit den Zeiten Sr. Majestät
des Gesetzgebers Sultan Sulejman Khan in der Bibliothek des kaiserlichen
Serails von Top-Kapu aufbewahrt worden waren“ ist für die Codices Cor-
viniani suchenden Ungarn zugeschnitten und unbrauchbar. — Die genannten
Handschriften stammen aus dem Schatzhaus, nicht aus der „Bibliothek“, vgl.
Franz Pulszky, Die Überreste der Corvina, in: Magyar Könyv-Szemle II,
1877, Budapest 1877, S. 145: „in Kubbe Alti, im Schatz, jenseits desjenigen
Saales, in welchem die Reliquien des Propheten aufbewahrt werden . . .“ vgl.
S. 147, und Arnold Ipolyi: Die Entdeckung der Überreste der Bibliothek
des Königs Mathias im Jahre 1862, ebda. III, 1878, S. 115. — Die Bezeich-
nung des Schatzhauses mit Kubbe Alti (Das unter der Kuppel) ist nicht die
gewöhnliche. Kubbe Alti heißt offiziell im Serai nur der im zweiten Hof
neben dem Diwan gelegene, aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammende
Turm, vgl. Gurlitt: Baukunst, S. 45f.
2 Vgl. den Fundbericht in: Ungarische Revue, Jg. 9, 1889, S. 734. —
Über Berlinghieri s. Assunto Mori, Un geografo del rinascimento, in: Archivio
Storico Italiano Ser. V T. 13 1894 S. 341 —348 und meinen Aufsatz in: F.
Sitzungsberichte der Heidelberger Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 24. Abh.