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Tavernier und die Bücher im Schatzhaus.
lagen diese Bücher hier, Bücher zum Teil aus der Zeit, aus dem
Besitz, aus der Büchersammlung des Eroberers Mehemmed II. 1
Bis in die neueste Zeit (1887) tauchten aus diesem ,,Schatz“ Hand-
schriften im Serai auf, blieben oder verschwanden wieder!1
Von einem Büchervorrat an einer anderen Stelle als im Schatz-
haus, von einer „Bibliothek“ im Serai wissen Taverniers Gewährs-
männer nichts zu berichten. Völliges Schweigen bewahrt darüber
auch ein Zeitgenosse Taverniers, der ebenso wie die beiden Persön-
lichkeiten, denen Tavernier seine Kenntnis verdankte, lange Zeit
als Page im Serai gelebt hat, Albert Bobowski. Von ihm ist eine
Beschreibung des Serai erhalten, in der die Pagenkammern mit
besonderer Ausführlichkeit behandelt werden, auch von der geisti-
gen Erziehung der Pagen, ihren Studien, den Büchern, welche sie
lesen, ist die Rede, von einem Büchervorrat, etwa im Schatz, oder
von einer Bibliothek im Serai — nirgends ein Wort. Das ist umso
merkwürdiger als Bobowski bis zu einem gewissen Grade ein
gelehrter Mann war; er besaß umfangreiche Sprachkenntnisse, die
er andauernd zu mehren bestrebt war, er ist es, der auf Levin
Warners Wunsch die Bibel in den Jahren 1662 — 1664 ins Türkische
übertrug, eine Arbeit, die, revidiert, 1827 von der Bibelgesellschaft
zum Druck befördert wurde2. Hat Bobowski, dessen Beschreibung
bisher nur aus Exemplaren von 1667 und 1670 bekannt ist, aus
Hiller von Gaertringen, Thera, Bd. 1, Beilin 1899, S. 376—379. — Der
Fundbericht nennt (als Widmungstermin) das Jahr 1480. Da Mohammed
am 3. Mai 1481 starb, haben wir damit einen sicheren terminus ante quem
für die Herausgabe von Berlinghieris Werk, das, ohne Jahrangabe erschienen,
bisher in den Herbst 1482 gesetzt wurde. — Ein anderes Exemplar hat Ber-
linghieri im Mai 1484 Mehemmeds Sohn Djem dediziert. Es liegt jetzt in
Turin, die Widmung ist abgedruckt von Bossi in : Roscoe, Vita e Pontificato
di Leone X. Trad. del Conte Cav. Luigi Bossi, T. I, Mailand 1816, S. 731,
Anm. a; vgl. Tiiuasne: Djem Sultan, Paris 1892, S. 117.
1 Blass, Hermes, Bd. 23, 1888, S. 224, 232.
2 Über Bobowski vgl.: Quanto di piü curioso, e vago ha potuto racorre
Cornelio Magni nel primo biennio da esso consumato in viaggi, e dimore per
la Turchia, resta distribuito in questa prima parte . . . Aggiontavi la relazione
del Serraglio del Gran Signore e delle parti piü recondite di esso, distesa da
Alberto Bobovio Leopolitano, trattenutovisi con nome di Ali Bey in qualitä
di Paggio di musica, Bologna 1685 [1. Ausg. Parma 1679], S. 430f. — Thomas
Hyde vor: Tractatus Alberti Bobovii Turcarum Imp. Mohammedis IV. olim
Interpretis primarii, de Turcarum Liturgia . . . Oxford 1690. — Er starb 1672,
Magni a. a. O. S. 430. — Er schrieb in italienischer Sprache seine Seraibe-
schreibung, von der er Abschriften selbst verbreitet haben soll, Magni a. a. O.
S. 430. — Eine solche vom Jahr 1670 verschaffte sich Magni und druckte
Tavernier und die Bücher im Schatzhaus.
lagen diese Bücher hier, Bücher zum Teil aus der Zeit, aus dem
Besitz, aus der Büchersammlung des Eroberers Mehemmed II. 1
Bis in die neueste Zeit (1887) tauchten aus diesem ,,Schatz“ Hand-
schriften im Serai auf, blieben oder verschwanden wieder!1
Von einem Büchervorrat an einer anderen Stelle als im Schatz-
haus, von einer „Bibliothek“ im Serai wissen Taverniers Gewährs-
männer nichts zu berichten. Völliges Schweigen bewahrt darüber
auch ein Zeitgenosse Taverniers, der ebenso wie die beiden Persön-
lichkeiten, denen Tavernier seine Kenntnis verdankte, lange Zeit
als Page im Serai gelebt hat, Albert Bobowski. Von ihm ist eine
Beschreibung des Serai erhalten, in der die Pagenkammern mit
besonderer Ausführlichkeit behandelt werden, auch von der geisti-
gen Erziehung der Pagen, ihren Studien, den Büchern, welche sie
lesen, ist die Rede, von einem Büchervorrat, etwa im Schatz, oder
von einer Bibliothek im Serai — nirgends ein Wort. Das ist umso
merkwürdiger als Bobowski bis zu einem gewissen Grade ein
gelehrter Mann war; er besaß umfangreiche Sprachkenntnisse, die
er andauernd zu mehren bestrebt war, er ist es, der auf Levin
Warners Wunsch die Bibel in den Jahren 1662 — 1664 ins Türkische
übertrug, eine Arbeit, die, revidiert, 1827 von der Bibelgesellschaft
zum Druck befördert wurde2. Hat Bobowski, dessen Beschreibung
bisher nur aus Exemplaren von 1667 und 1670 bekannt ist, aus
Hiller von Gaertringen, Thera, Bd. 1, Beilin 1899, S. 376—379. — Der
Fundbericht nennt (als Widmungstermin) das Jahr 1480. Da Mohammed
am 3. Mai 1481 starb, haben wir damit einen sicheren terminus ante quem
für die Herausgabe von Berlinghieris Werk, das, ohne Jahrangabe erschienen,
bisher in den Herbst 1482 gesetzt wurde. — Ein anderes Exemplar hat Ber-
linghieri im Mai 1484 Mehemmeds Sohn Djem dediziert. Es liegt jetzt in
Turin, die Widmung ist abgedruckt von Bossi in : Roscoe, Vita e Pontificato
di Leone X. Trad. del Conte Cav. Luigi Bossi, T. I, Mailand 1816, S. 731,
Anm. a; vgl. Tiiuasne: Djem Sultan, Paris 1892, S. 117.
1 Blass, Hermes, Bd. 23, 1888, S. 224, 232.
2 Über Bobowski vgl.: Quanto di piü curioso, e vago ha potuto racorre
Cornelio Magni nel primo biennio da esso consumato in viaggi, e dimore per
la Turchia, resta distribuito in questa prima parte . . . Aggiontavi la relazione
del Serraglio del Gran Signore e delle parti piü recondite di esso, distesa da
Alberto Bobovio Leopolitano, trattenutovisi con nome di Ali Bey in qualitä
di Paggio di musica, Bologna 1685 [1. Ausg. Parma 1679], S. 430f. — Thomas
Hyde vor: Tractatus Alberti Bobovii Turcarum Imp. Mohammedis IV. olim
Interpretis primarii, de Turcarum Liturgia . . . Oxford 1690. — Er starb 1672,
Magni a. a. O. S. 430. — Er schrieb in italienischer Sprache seine Seraibe-
schreibung, von der er Abschriften selbst verbreitet haben soll, Magni a. a. O.
S. 430. — Eine solche vom Jahr 1670 verschaffte sich Magni und druckte