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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0128
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116 Tavernier und die Bücher im Schatzhaus.
Berichterstatter, der zur Zeit des Brandes, wenn nicht in Konstan-
tinopel, so doch jedenfalls am Hofe des zur Zeit in Adrianopel resi-
dierenden Sultans weilte, weiß davon nichts und gibt zugleich in
seinem ausführlichen Bericht über den Brand die Erklärung für das
obwaltende Mißverständnis: Paul Ricaut, von 1661 bis 1667 Sekre-
tär bei der englischen Gesandtschaft, berichtet, daß bei diesem
Brande ,,eine Anzahl Urkunden und Verzeichnisse“ zugrunde gegan-
gen sei, also eine Registratur und Akten. Und Ricaut hat zweifel-
los recht* 1.
trefflichen Zobeln bekleidet gewesen, und wie die Wasserträger, und andere, die
dabey gewesen, erzählet, der Fussboden mit Perlen und Edelgesteinen gleichsam
besäet, derer immer einer mehr als die andern in die Augen leuchteten: Dieses
Völcklein, so sich der Gelegenheit bedienen wollen, umb eine gute Beute dawon
zu bringen, wurde an der Pforten visitirt, und vier derselbigen von Stund an
aufgehenket; 200 Kisten und Kasten so dess Abends zuvor mit 150 Keysl.
Frauen und Töchtern von Adrianopel kommen, sind alle verbrannt; 44 Frauen
und andere Personen sind im Feuer erstickt, und sehr viel andere, die sich, umb
das Leben zu erhalten, von oben herab geworffen, haben Arme und Beine gebrochen,
deren Heulen und Schreyen sehr jämmerlich zu hören gewesen. Die Extra-
ordinär kostbar praeparirte Kleider zur offenen Audientz des Keyserl. Gesandten
sind alle darauff gangen, in Summa, es ist ein unaussprechlicher Schatz an
kostbaren Kleidern zu Asche geworden. Wie dieser Brand entstanden, kann man
nit wissen, allein denselbigen Abend und die ganze Nacht hatten die Frauen und
Jungfrauen sich untereinander frölich gemacht wegen der Ankunft des Keysers,
da dann etwan durch ein und ander Mittel dieses Feuer verursacht sein soll.
Die Caimackan und Janitscharen kamen alsobald zu Hilfe, wurden aber eher
nicht, als bis es zu spät war, eingelassen, wesswegen sie so bald alle Eunuches
und die vornehmste Officires im Serraglio in IJafft genommen. Der Caimackan
und Janitscharen Agen, und der Bosbanchi Bassa schickten jeder einen Holac
nach dem Keyser, derVezier aber hat sie alle drey festgehalten, und seinen Capichia
Caja dahin geschickt, umb zu erfahren, wie es zugangen und von allen Infor-
mation einzuziehen, den Türckischen Keyser hievon Relation zu thun.
1 Über seinen Aufenthaltsort zur Zeit des Brandes s. Pavl Rycavt: The
present state of the Ottoman Empire ... 3. ed. London 1670 S. 204ff.; nach
S. 209f. ist er in der zweiten Hälfte des Juni 1665 bereits wieder in Adria-
nopel gewesen, von wo der Sultan erst am 12. Oktober nach Konstantinopel
zurückkehrte, Hammer: Geschichte des osmanischen Reiches, Bd. 6, S. 162.
— Den Bericht über den Brand s. in: The Memoirs containing the history of
the Turks 1660—1678 . . . London 1679, in Pavl Rycavt: The history of the
Turkish Empire 1623—1677 . . ., London 1680, S. 184f.: And now the Grand
Signior, at the perswasion of the Vizier and others of his Council, resolving to
winter at Constantinople, certain Women of the lower rank wäre dispatched before,
as fore-runners of the removal of the Court: and being in the Seraglio at large
without observance and awe of their usual Spies, two of the holdest Wenches f inding
a Cradle, wherein the Royal Infants were usually laid, adventured to pick out
the best Jewels, of which some were very good Stones, and afterwards laid it up
 
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