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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0137
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Prinz und Sultan Mustafa.

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ringert hätte. — Aus der Bibliothek? Aus welcher, vorausgesetzt,
daß noch, wie zu Dominicas Zeit, zwei bestanden, die commune nnd
secreta? Hier hätte der erste Page der ersten Kammer wohl leich-
teres Spiel gehabt, bei der einen sowohl wie vielleicht auch bei der
anderen, vorausgesetzt, daß die Libreria commune noch wie zu
Zeiten Dominicos im Gewahrsam der „Pagen, die den Sultan be-
dienen“, war. Immerhin wäre die Entwendung einer so umfang-
reichen Sammlung von Handschriften auch hier — selbst die
schlimmste Mißwirtschaft und Korruption vorausgesetzt — nicht
leicht und gefahrlos gewesen.
Aber haben denn jene Handschriften damals überhaupt zu
einer der Bibliotheken des Serai gehört, wie der italienische
Renegat vorgab und Girardin glaubte ?
Wem sie einst gehört haben, das sagen sie selbst deutlich aus!
Die Handschriften sind einst das Privateigentum des Prinzen
und Sultans Mustafa gewesen. Als solches sind sie auf das deut-
lichste gekennzeichnet, 15 durch den Siegelstempel des Prinzen
Mustafa, eine, Nr. 5 der Liste, der herrliche Parisinus graecus 1672
des Plutarch durch den Siegelstempel des Sultans Mustafa I. Dieser
Sachverhalt hätte längst erkannt sein sollen, denn niemandem
seit Girardin ist das Vorhandensein dieser Siegelstempel entgangen,
Villoison hat sie amEnde seiner Abhandlung abgebildet, Silvestre
de Sacy ebenda die Lesung gegeben1. Silvestre de Sacy hat fest-
gestellt, daß der Stempel im Parisinus 1672 zweifellos die Tughra
eines Sultans ist, und sie mit toujours oainqueur übersetzt, den
Namen des Sultans hat er nicht ermittelt; auf dem Siegelstempel
der übrigen 15 Handschriften las er so viel mit Sicherheit, daß er
die Übersetzung geben konnte: 0 toi qui protege contre tous les
dangers! Mustaja est son serviteur. Ich hatte, wie man gleich sehen
wird, Gründe, anzunehmen, daß dieser Mustafa und der Führer
der Sultan-Tughra im Parisinus 1672 ein und dieselbe Person sein
müsse, und war überzeugt, daß diese keine andere als Mustafa L,
Sultan 1617 — 1618 und 1622 — 1623, sein könne. Ein Vergleich
der Abbildung der Tughra bei Villoison mit dem Namenszuge
Mustafa I. auf den unter ihm geschlagenen Münzen bestätigte die
Richtigkeit meiner Vermutung2.
1 Villoison a. a. O. S. 32.
2 Vgl. Galib Edhem, Essai de Numismatique Ottomane. Catalogue des
monnaies et medailles de la Collection de l’auteur. Description, Histoire,
Metrologie etc. Constantinople 1307 (1890) [türk.] Planche (5) Nr. 583, 592,
 
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