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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0150
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138

Anlage zu I. 2.

nopel, käuflich zu haben gewesen1. Aber auf der anderen Seite
steht unzweifelhaft fest, daß deutschen Soldaten um die Zeit der
Schlacht von Mohacs eine ganze Reihe von Handschriften der
Corvina zugefallen ist2. Und ob die nichttürkische Besatzung unter
Nadasdy und gar die Leute Zapolyas nicht schlimm unter den
Büchern gehaust haben, steht kaum außer Frage. Eines aber ist
jedenfalls durchaus sicher: von einer Wegführung auch nur
eines Teiles der Corvinischen Bibliothek als Beute
des Großherrn nach Konstantinopel, ins Serai, ist
kein Wort überliefert. Von einer solchen Wegführung hat
im 16. und auch im 17. Jahrhundert niemand etwas gewußt.
Erst viel später ist diese Ansicht aufgekommen.
In Joseph von Hammers Geschichte des osmanischen Reiches
(1828) steht zu lesen, daß nach der Einnahme Ofens 1526 die
türkischen Schiffe beladen mit reicher Beute, mit allen Schätzen
des Schlosses, darunter ,,die Bibliothek Mathias Corvinus“ nach
Konstantinopel heimfuhren3. Eugen Abel schreibt 1878: ,,Als im
Jahre 1541 Sultan Suleyman sich der Festung dauernd bemächtigte,
blieb ein Theil der sehr zusammengeschmolzenen und schon um
1538 ganz unansehnlichen und äußerst vernachlässigten Biblio-
thek an ihrer alten Stelle, während der andere, vielleicht kleinere
Theil von Staatswegen nach Constantinopel gebracht wurde, um
dort theils in dem alten Serai aufbewahrt, theils aber (z. B. an

1 In Konstantinopel 1544 erworben: Weinberger a. a. O. S. 29, Nr. 50;
1557: ebenda S. 73 Nr. 156; etwa um dieselbe Zeit: ebenda S. 34 Nr. 62;
von Baron Tott in Konstantinopel erworben: ebenda S. 47 Nr. 93; Corvina-
Handschriften 1544 in Konstantinopel erworben: Eugene Müntz, La biblio-
theque de Mathias Corvin. Notes nouvelles, in: Bulletin du bibliophile, 1899,
S. 258; in Adrianopel 1568 erworben: Weinberger S. 29 Nr. 53, cod. Gotting,
phil. 36, vgl. oben S. 137 Anm. 3. Die Angabe Georg Tanners 1555, daß das
Dominikanerkloster S. Giovanni e Paolo bonam partem der Corvina besäße,
beruht wohl auf Übertreibung und Mißverständnis. Vgl. Otto Hartig, Die
Gründung der Münchener Hofbibliothek, München 1917 (Abh. d. bayer. Akad.
d. Wiss., Philos.-philol. u. hist. KL, Bd. 28, Abh. 3), S. 11 A. 3 und Wein-
berger a. a. O. S. 52 zu Nr. 112. 113.
2 Valentin Rose, Vorbemerkung zu Nr. 1019 in: Verzeichnis der latei-
nischen Handschriften, Bd. 2, Abt. 3 (Die Handschriftenverzeichnisse der
Kgl. Bibliothek zu Berlin, Bd. 13), Berlin 1905, S. 1311; Weinberger a. a. O.
S. lOf.
3 Bd. 3, Pesth 1828, S. 63. Danach Wiegand, Der Hippodrom von
Konstantinopel zur Zeit Suleiman d. Gr., in: Jahrbuch des K. deutschen
archäologischen Instituts, Bd. 23, 1908, S. 6.
 
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