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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0161
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Die Corvina.

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Die Ansicht der „Fachleute“ jener Zeit findet ihren Nieder-
schlag in des Claudius Clemens Handbuch der Bibliothekslehre
von 1635, wo es von der Bibliothek des Matthias Corvinus heißt:
. . . Budae . . . in ipsa Regia . . . etiamnum extat, sed sub Barbarie
Othomannica doctorum virorum haud amplius parens et altrix1. Und
als es dem Vorsteher der Wiener Hofbibliothek, Peter Lambeck,
1666 gelungen ist, die Reste der Bibliothek in Ofen zu besichtigen,
da weiß er in seinem Bericht über ihre Geschichte zur Zeit Sulej-
mans nichts anderes zu sagen als was wir schon von anderen früher
gehört haben: . . . a. 1526, cum Solimannus Turcarum Tyrannus
post Ludovici Regis Hungariae interitum, Budam occupasset, misere
direpta varieque distracta est“2. Von einer Entführung auch nur
eines Teiles als kaiserliche Beute nach Konstantinopel, ins Serai,
auch hier kein Wort!
Zwanzig Jahre später, 1686, wurde Ofen den Türken mit
stürmender Hand wieder abgenommen. Was sich an Handschriften
und Büchern vorfand, kam nach Wien in die Hofbibliothek, nicht
im entferntesten den Hoffnungen entsprechend, die man immer
noch gehegt. Der Corvina-Traum von Ofen war nun zu Ende.
Es hat noch eine Weile gedauert bis der Corvina-Traum von Kon-
stantinopel begann. Doch davon später. Erwiesen ist jeden-
falls, daß im 16. und auch noch im 17. Jahrhundert
niemand auch nur einen Teil der Bibliothek des Mat-
thias Corvinus im Serai zu Konstantinopel vermutet hat.
1 Claudius Clemens: Musei sive Bibliothecae . . . Extructio . . . Lugduni
1635, S. 86.
2 De itinereBudensi. . . in: PetriLambeciiCommentariorum deBiblio-
theca Caesarea Vindobonensi Liber II, Wien 1669, Cap. 9, S. 989ff. (Ed. II
opera et studio Adami Francisci Kollarii, Wien 1769, S. 939ff.) mit Hinweis
auf Liberi (erschienen 1665), S. 33 (Ed. II opera Kollarii, 1766, S. 70), wo
die oben angeführten Worte stehen.
 
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