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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0016
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16

Johannes Ficker:

über seine dreimalige Bannung festgehalten, eben für den April
1532. Wohl zur gleichen Zeit, als Luther mündlich darauf zu
sprechen kam, hat er die Bemerkungen in sein Exemplar einge-
schrieben, fast zur gleichen Zeit auch den Trostspruch aus Jesaja.
Wann die Einträge von der Hand Melanchthons gemacht
worden sind und wann diesem das Buch gehört hat ? Ob er es
aus Luthers Hand bekam oder ob es Luther von ihm erhalten
hat? Für die Antwort hierauf ist die Feststellung von Belang,
ob das Parmaer Exemplar Luthers Handpsalter gewesen ist.
Melanchthon könnte in späterer Zeit den Danziger Psalter
besessen haben. Dafür, daß er ihm in früherer Zeit gehört hat,
spricht der äußere Umstand, daß seine Eintragungen sich vorn
im Buche befinden. Er behandelte den hebräischen Psalter als-
bald, nachdem er nach Wittenberg gekommen war, auch in den
Vorlesungen1. Die enge Verbundenheit mit Luther fand damals
auch in dem Austausche und der Weitergabe von Luthers Psalmen-
arbeiten einen Ausdruck. Sie bezeugt sich auch in dem Exemplare
des hebräischen Psalters, das beiden gehört hat. In jener frühen
Zeit hatte Luther ein anderes Exemplar des Frobensehen Druk-
kes als seinen Handpsalter.
2. Der Frankfurter Psalter.
Luther besaß einen hebräischen Handpsalter, den ihm sein
Ordensgenosse Johann Lang geschenkt hatte. Das Büchlein ist
in der Frankfurter Stadtbibliothek erhalten2. Es trägt bekanntlich
die handschriftlichen Vermerke über seine äußere Geschichte
während des 16. Jahrhunderts bis zu seinem vierten Besitzer nach
Luther. Der Reformator, der gern ihm hebe Bücher an ihm werte
Männer gab, batte es seinem alten Erfurter Ordens- und Studien-
genossen Tilemann Schnabel geschenkt, offenbar auch zum An-
denken an die gemeinsamen akademischen Anfänge in Wittenberg
und an gleiche wissenschaftliche Interessen und Studien. Durch
Schnabel kam es nach Alsfeld und an seinen Nachfolger Justus
Vietor. Dessen Sohn Jeremias hat die Eintragung hierüber in
dem Buche gemacht. Er hat den Psalter selbst in Wittenberg
1 Melanchthon an Lang, April 1519: Ego Hebraicum ijjoA'r/ipiov prae-
lego, Corp. ref. 1,77; vgl. 43.
2 Juncker a. a. 0. S. 293f. Diefenbach, Judaeus conversus, 1709,
p. 142. Krafft a. a. O. S. 54ff. (mit Literatur). LTkert a. a. O. I S. 353.
Serapeum a. a. O. S. 173 (mit älterer Literatur). W. A. 9, S. 115.
 
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