Hebräische Handpsalter Luthers.
29
,,i. e. faciet ut fint praedicatores multus exercitus“ überträgt
er Ps. 68, li in seiner Randglosse1; ,,das der Euangelisten wirt
seyn eyn groß heerschar“, im Wartburgpsalm, erläutert im fol-
genden: „Euangelisten .. (2. Kor. 3, 6) .. wir seyn prediger des
geists . . das ist prediger der gnaden“2.
Anders die zehn Randnoten zu Ps. 119. Diese aus der Vulgata
genommenen Worte sind nicht beigeschrieben, weil sie bei der
Übertragung notwendig erschienen. Es wäre nicht zu verstehen,
daß Luther die meist recht geläufigen Worte damals nicht gekannt
hätte, und es wäre befremdend, daß das gerade immer die Anfangs-
worte (von dem 3. angefangen) des jeweils zweiten Achtzeilers
wären. Aber warum hat er diese angemerkt ? Ein Rlick auf das
Satzbild im GRUNENBERGschen Drucke des Psalmen gibt die
Antwort. Die Achtzeiler sind hier so angeordnet, daß je einer
eine Seite füllt. Auf einer linken Seite fängt der erste an; je zwei
stellen also den Umfang der Doppelfläche des aufgeschlagenen
Druckes dar. Die Zahl der Doppelseiten machte Luther durch
das Anfangswort des dem ersten — der als der Anfang des Ganzen
druckerisch sowieso hervorgehoben wurde — folgenden jeweils
zweiten Achtzeilers3. In dem 12 Blätter umfassenden Drucke Grunen-
bergs sind dann die Anfänge dieser einzelnen Strophen durch den
betreffenden hebräischen Buchstaben (im Holzschnitt) noch beson-
ders hervorgehoben, der samt seiner Benennung (in deutscher
Fraktur) als Kolumnentitel an den Kopf der Seite gesetzt ist.
Luther machte mit dieser Anordnung im Drucke eindringlich,
was er am Eingänge seiner Auslegung sagt: „Die hebreisch zung
hat 22 buchstaben, und der prophet yn dissem psalm hat auf
eyn iglichen buchstaben 8 vers gemacht, die sich alle recht an
demselben buchstaben anfahen, hat also eyn geystlich gotlich
spiel zugericht, das man teglich üben sollt“. Auch die Ökonomie
seiner Auslegung der einzelnen Strophen hat der Reformator ganz
1 W. A. 9, S. 115 liest die LuTHERSchen Worte unrichtig. Vulgata:
Dominus dabit verbum evangelizantibus virtute multa.
2 W. A. 8, S. 12f. In der Vorrede zu Bugenhagens Psalter (W. A. 15,
S. 8), März 1524, erschienen, sagt er: Gott läßt uns seine Fülle sehen, hören
und greifen ,,non unius tantum calamo aut lingua, sed exercitu multo, ut
psal. 67 ait“.
3 Den Anfang bei 5 gibt Luther noch besonders an durch Zufügung
eines Paragraphenzeichens, das sich in dieser Form z. B. auch W. A.
Deutsche Bibel 1, S. 481 in seiner Niederschrift findet.
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,,i. e. faciet ut fint praedicatores multus exercitus“ überträgt
er Ps. 68, li in seiner Randglosse1; ,,das der Euangelisten wirt
seyn eyn groß heerschar“, im Wartburgpsalm, erläutert im fol-
genden: „Euangelisten .. (2. Kor. 3, 6) .. wir seyn prediger des
geists . . das ist prediger der gnaden“2.
Anders die zehn Randnoten zu Ps. 119. Diese aus der Vulgata
genommenen Worte sind nicht beigeschrieben, weil sie bei der
Übertragung notwendig erschienen. Es wäre nicht zu verstehen,
daß Luther die meist recht geläufigen Worte damals nicht gekannt
hätte, und es wäre befremdend, daß das gerade immer die Anfangs-
worte (von dem 3. angefangen) des jeweils zweiten Achtzeilers
wären. Aber warum hat er diese angemerkt ? Ein Rlick auf das
Satzbild im GRUNENBERGschen Drucke des Psalmen gibt die
Antwort. Die Achtzeiler sind hier so angeordnet, daß je einer
eine Seite füllt. Auf einer linken Seite fängt der erste an; je zwei
stellen also den Umfang der Doppelfläche des aufgeschlagenen
Druckes dar. Die Zahl der Doppelseiten machte Luther durch
das Anfangswort des dem ersten — der als der Anfang des Ganzen
druckerisch sowieso hervorgehoben wurde — folgenden jeweils
zweiten Achtzeilers3. In dem 12 Blätter umfassenden Drucke Grunen-
bergs sind dann die Anfänge dieser einzelnen Strophen durch den
betreffenden hebräischen Buchstaben (im Holzschnitt) noch beson-
ders hervorgehoben, der samt seiner Benennung (in deutscher
Fraktur) als Kolumnentitel an den Kopf der Seite gesetzt ist.
Luther machte mit dieser Anordnung im Drucke eindringlich,
was er am Eingänge seiner Auslegung sagt: „Die hebreisch zung
hat 22 buchstaben, und der prophet yn dissem psalm hat auf
eyn iglichen buchstaben 8 vers gemacht, die sich alle recht an
demselben buchstaben anfahen, hat also eyn geystlich gotlich
spiel zugericht, das man teglich üben sollt“. Auch die Ökonomie
seiner Auslegung der einzelnen Strophen hat der Reformator ganz
1 W. A. 9, S. 115 liest die LuTHERSchen Worte unrichtig. Vulgata:
Dominus dabit verbum evangelizantibus virtute multa.
2 W. A. 8, S. 12f. In der Vorrede zu Bugenhagens Psalter (W. A. 15,
S. 8), März 1524, erschienen, sagt er: Gott läßt uns seine Fülle sehen, hören
und greifen ,,non unius tantum calamo aut lingua, sed exercitu multo, ut
psal. 67 ait“.
3 Den Anfang bei 5 gibt Luther noch besonders an durch Zufügung
eines Paragraphenzeichens, das sich in dieser Form z. B. auch W. A.
Deutsche Bibel 1, S. 481 in seiner Niederschrift findet.