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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0030
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30

Johannes Ficker:

gleichmäßig danach eingerichtet1. Luther hat Druck und Druckern
sehr bestimmt seine Aufmerksamkeit zugewendet. Wie er mit
sichern! Auge und Gefühl sich auch das Druckbild vor Augen stellte,
kann man auch sonst erkennen, z. B. wenn er in seiner Bibel-
niederschrift eine Initiale genau über zwei Zeilen laufen läßt2.
Auch in seinen Briefen ist oft der Anfang durch größere Anfangs-
buchstaben, wohl auch ornamentierte, in Wiederholung drucke-
rischer Gepflogenheit hervorgehoben.
So ist der FAfoßENSche Druck Luthers Handpsalter auch auf
der Wartburg gewesen. Wenn er aber dort oben in der schöpferisch
überreichen Stille in seiner Hand war, dann gehört der Hand-
psalter auch zu einer geschichtlichen Szene, die Schwert und
Psalmenbuch für immer mit der Erscheinung des Gewaltigen ver-
bunden hat. Dort in Jena auf seiner Fahrt von der Wartburg
nach Wittenberg sehen den Ritter die beiden Schweizer
Studenten am Tische in der Herberge sitzen, ein Schwert
an der Seite, die rechte Hand auf dem Schwertknauf, mit
der andern ein Büchlein umfangend, das vor ihm liegt. Sie
kommen ins Gespräch und werden zutraulich und warm mit-
einander. ,,Under sollichem gsprech ward er uns gar haimlich,
je das min gsell das buchli, das vor im lag, uffhub, speret es uf;
da war es ain hebräischer psalter. Do legt er es bald wider nider
und der rüter behielt das“.
Das Büchlein ists, das noch heute die Frankfurter Bibliothek
bewahrt3. Ist es aber auf der Wartburg und auf dem Ritt nach
Wittenberg in seinen Händen gewesen, so war es auch in Worms
mit ihm.
1 In späteren Ausgaben, z. B. in der zweiten des Froren sehen Psalters
(1523) sind die einzelnen Achtzeiler durch fetten Druck des hebräischen
Anfangsbuchstabens hervorgehoben; im New deudsch Psalter 1528 (Witten-
berg, Lufft) sind die einzelnen Verse jedes Octonars fortlaufend besonders
numeriert und die Anfänge der Achtzeiler mit Initialen geschmückt.
2 W. A. Deutsche Bibel 1, Tafel 4.
3 Die Stelle aus Kesslers Sabbata in der Ausgabe des Historischen
Vereins des Kantons St. Gallen, 1902, S. 77f. Das Psalterbüchlein war ge-
bunden, als es Johannes Kessler und sein „Gesell“ Wolffgang Spengler
sahen. Das geht auch daraus hervor, daß hernach, als die zwei Kaufleute
sich mit an den Tisch setzen, einer „ein uningebundes buch“, wie ausdrück-
lich hervorgehoben wird, neben sich legt, Luthers Auslegung der Evangelien
und Episteln.
 
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