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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 6. Abhandlung): Charles Rogier — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37683#0003
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Revolutioanaire
W allon
Liberal —- non pratiquant
Roturier —- sans fortune.
Charles Rogier.

In Charles Rogier fließt wallonisches und französisches Blut,
fließt das Blut eines begeisterten Anhängers der großen Revolution
und Napoleons. Sein Vater Firmin Rogier stammte aus dem
Hennegau, war aber nach Frankreich ausgewandert. Er wirkte
als Kommunalbeamter in Cambrai und hatte sich dort mit Hen-
riette Estienne, aus der bekannten Druckerfamilie, vermählt. Als
,,second lieutenant colonel“ leistete Finnin Rogier in der Nord-
armee. Dienst, wurde Kommandant der Citadelle Doullens, der
Stadt Ham und trat dann zur Ardennenarmee über. Als ihn
Gesundheitsrücksichten zwangen, den Abschied einzureichen, ließ
er sich in Saint-Quentin nieder. Hier wurde ihm als dritter Sohn
Charles-Latour geboren, am 17. August 1800 (29. Thermidor des
Jahres VIII). Als Napoleon seine Getreuen zum Kampfe gegen
Rußland aufbot, ließ sich auch der jetzt vierzigjährige Vater nicht
zurückhalten. Er meldete sich als Freiwilliger und wurde der
Intendantur des Großen Hauptquartiers beigegeben. Auch er
wurde ein Opfer der gewaltigen Katastrophe; auf dem Rückweg
von Moskau verschwand er spurlos. In dem letzten Briefe an seine
Frau ermahnte er die Kinder, stets dem Zuge des Herzens zu folgen.
Die Familie blieb in der größten Not zurück. Die Mutter
eröffnete in Lüttich, wohin sie mittlerweile übergesiedelt war,
ein Mädchenpensionat. Der älteste Sohn Firmin wirkte als Lehrer
am Gymnasium und unterstützte nach Kräften die Geschwister;
zwischen den Brüdern bahnte sich ein schönes Verhältnis an,
das ihr Leben lang gedauert hat. Nach dem Austritt aus dem
Athenäum erteilte Charles Privatunterricht, um sich das Not-
wendigste zu verdienen.
 
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