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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 6. Abhandlung): Charles Rogier — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37683#0004
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Otto Cartellieri:

.Tu pulmentaria quaere
Sudando,
.Nil sine magno
Vita labore dedit mortalibus.
Fortiaque adversis opponite pectora rebus!
Diese Verse mag sich der Jüngling mit besonderer Absicht
in sein Merkheft verzeichnet haben. Er las mit Feuereifer seinen
Horaz, andere klassische Autoren, Seneca, Cicero und vergaß ihrer
nie; noch im hohen Alter hat er in der Kammer für die klassischen
Studien in den Athenäen eine Lanze gebrochen. Er verschlang
Geschichtswerke, Memoiren, Schriften von Voltaire, Rousseau,
Montesquieu, Frau van Stael. Nicht nur des Inhalts wegen,
sondern auch der Form halber. Er wollte seinen Stil bilden,
seine Ausdrucksweise bessern, umgestalten: er verzeichnete sich
ein unbekanntes, eigenartiges Wort, eine glückliche Wendung.
Werke reiner Einbildungskraft sagten ihm weniger zu.
Je lis peu de romans pour trente-six raisons.
G’est que je ne lis que les bons.
Celle-ci seule est süffisante.
Statt Romane und Novellen zu lesen, tummelte er lieber
selbst den Pegasus. Zeitlebens schmiedete er Verse; ein Familien-
fest, ein Gedankenaustausch mit dem Bruder Finnin boten eine
willkommene Gelegenheit.
J’aime la sainte antiquite
Les heros ....
Mais quand je peux, dans mon propre pays,
En retrouver les parfaites images,
Pourquoi monter jusques aux premiers äges?
J’aime mieux admirer dans le siede oü je vis,
ruft der Achtzehnjährige einmal aus.
Auch die Jahre 1821—23, da er als Hauslehrer tätig war,
benutzte er unermüdlich, um sich weiter auszubilden. Er wechselte
mit einem Freunde unablässig Briefe in der ausgesprochenen Ab-
sicht, sich gegenseitig zu belehren. Die Urteilskraft sollte vor
allem gestärkt werden. Die Freunde kritisierten unerbittlich:
Kein schiefer Gedanke, kein verworrenes Satzgebilde, kein unrich-
tiger Ausdruck blieben ungerügt. Rogier wollte auch hier das
Praktische, das er stets betonte, mit dem Angenehmen verbinden.
 
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