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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0057
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Agatharchidea.

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des § 5 zwischen § 4 und § 6. Den Photius hat offenbar von
dieser arithmetischen Theologie nur der Exkurs ins ethisch-reli-
giöse Gebiet interessiert, den unser Verfasser um so eher an dieser
etwas sonderbar gewählten Stelle bieten konnte, als er in seiner
Einleitung gar nicht ex professo philosophierte und also kein
strenger Systematiker sein mußte. Was die Forderung selbst an-
geht, die er ausspricht, εις δύναμήν ομοιοΰν έαυτδν τω θεω, so
steht sie ihm schon als Peripatetiker wohl zu Gesicht: άθανα-
τίζειν χρή έφ’ δσον ενδέχεται, Eth. 1177 b 33. Platonische Stellen
klingen damit zusammen, wie Theät. 176 B, wo die Weltflucht
zugleich όμοίωσις θεοί κατά το δυνατόν ist, oder Rp. 10, 613 A:
ού γάρ δή υπό γε θεών ποτέ άμελεΐται, ός άν προθυμεΐσθαι έθέλη δί-
καιος γενέσθαι καί έπιτηδεύων άρετήν εις δσον δυνατόν άνθροόπω ό-
μοιοΰσθαι θεω, oder Tim. 90 C: καθ’ δσον δ’ αύ μετασχεΐν άνθρω-
πίνη φύσις άθανασίας ενδέχεται, τούτου μηδέν μέρος άπολείπειν.
Albinus im Didascalicus hat ein ganzes Kapitel (28): τέλος
έξέθετο όμοίωσιν θεω κατά τό δυνατόν ποικίλως δε τούτο χειρίζει. Wie alt
die Herbeiziehung des Pythagoras ist, die Arius Didymus hat (Σω-
κράτης Πλάτων ταύτά τω Πυθαγόρα- τέλος όμοίωσιν θεω, Stob. 2, 7, ρ. 49,
8 W.) ist nicht zu sagen. Bei Zeller erscheint die hier vorliegende
Stelle natürlich mit unter den späteren Zeugnissen (Ί5, 1, 457.
459, 1). Unser Verfasser kommt auf die gleichen Anschauungen
später noch einmal zurück 440 b 11 ff. (υπό τού θείου άναγόμεθα
επί τά κρείττω und εάν ούν τις θεραπεύση τό έν ήμίν θειον).
Und hier sehen wir nun wirklich auch den benannten Aga-
tharchides auf dem gleichen Wege. Er weiß von einer göttlichen
Richtlinie des Lebens, die zugleich den Absichten der Natur
entspricht (redet er doch sogar von einer θεία άκμή der nicht
ihrer Natur und Umgebung entfremdeten Duftpflanzen 458 b 10
vgl. mit θείας φύσεως bei Diod. 3, 46, 5). Die bedürfnislosen Ich-
thyophagen, welche alle περιττά1 des Lehens leicht entbehren
und sich mit den αναγκαία begnügen, των καθηκόντων ούδέν έλλεί-
πουσι τη θεία προς τό ζην όδω βραβευόμενοι πάντες, ού τη παρα-
1 Die Scheidung von περιττά und αναγκαία auch bei Democrit (vgl.
Reinhardt, Herrn. 47, 1912, 504), aber da im Sinne der Fortschrittsfreude,,
hier mit dem Gefühl, daß der Reichtum der Kultur eine Verarmung bedeutet
und eine Entfernung vom glücklicheren Urzustand, der weiterhin, 451b 16ff.
geradezu mit den Farben der εκφρασις des goldenen Zeitalters geschildert
wird. Sogar der Mangel des geschriebenen Gesetzes fehlt dabei nicht: τ£
γάρ δει προστάγματι δουλεύειν τον χωρίς γράμματος εύγνωμονεΐν δυνάμενον. Uber
diese weitverbreitete Stimmung siehe oben S. 21.
 
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