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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0037
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Studien über Rudolf von Ems.

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961—984) in ihren Büchern De scriptoribus ecclesiasticis (bezw.
bei Honorius mit dem Haupttitel De luminaribus ecclesiae), von
Vincentius Bellovacensis in seinem Speculum doctrinale am Ende
des letzten (XVIII.) Buches. Sigebert und der Anonymus fügen
oft erläuternde Ausführungen ein und Honorius gibt zuweilen, wie
auch schon Hieronymus, lobende Urteile über den Stil: dulci
sermone dictatum, suavi ac praeclaro eloquio, subtili sensu atque
illustri sermone, melius plane, diserta lingua et scientia eruditus,
dulcisone, pulcherrimo carmine compositum, eleganti epigrammate
coaptatum, mirabilem librum, egregio stylo, miro modo. Solche
Attribute haben auch Gotfrid und Rudolf, man vergleiche
bei Rudolf: dulcis, dulcisonus, sua.vis =süeze: subtilis, plane = eben
unde sieht; disertus ^spsehe, scientia eruditus = wise; pulcherrimus,
elegans = wsehe; praeclarus, egregius = vollekomen. Das Lob, das
Honorius dem Rupert von Deutz erteilt: a Spiritu sancto per
visionem illuminatus (Migne Sp. 232), spendet Rudolf seinem
Meister Gotfrid: got im der kirnst wol gunde 3169. Es ist nicht un-
wahrscheinlich, daß Rudolf neben Gotfrid noch ein derartiges
lateinisches Dichterkompendium gekannt hat. Auch damit, daß
Rudolf am Schlüsse der Dichterreihe seine eigenen Werke auf-
zählt, folgt er dem Herkommen, denn das Gleiche tun Hieronymus,
Gennadius, Sigebert und Honorius (chronologisch auch Hugo von
Trimberg im Registrum multorum auctorum, vgl. auch Renner,
Prolog, 25—29)1. Über Rudolfs Selbstzitierung s. ferner unten
unter G, Zeitfolge.
Der letzte Teil der klassischen Rhetorik, die Lehre vom
Vortrag (actio, pronunciatio)2, die auf dem Gesetz der psycho-
physischen Wechselwirkung (vgl. dazu Saran, Verslehre, S. 26ff.
120 ff.) beruht, mit der Einteilung in Bewegungen der Sprache,
vocis figura (der sprachliche Vortrag in der Mienenbewegung,
vultus) und in Bewegungen des Körpers (corporis motus, gestus,
das Gebärdenspiel), ist ebenfalls ins Mittelalter übergegangen, aber
in der mhd. Literatur wird sie meines Wissens nicht berührt3.
1 In diesem Zusammenhang sei auch an die Aufzählung von Notkers
Werken in seinem Brief an den Bischof von Sitten erinnert. Zur Zeitangabe
der Legen da aurea s. Helm, Beitr. 43, 341 f.; Edw. Schröder, Beitr. 43,
545—548; Strauch, ebenda S. 549.
2 Volkmann2 S. 573-—580.
3 Bemerkungen über dieVortragskunst sind im Mittelalter nicht zahl-
reich. Hier sei nur verwiesen auf Marcianus Capella V, 450 ff.; Alcuin, Migne
101, 941 ff.; Hrabanus Maurus, Migne 101, 941 f.; Notker, Piper I, 682 f.;
 
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