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Ehrismann, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 8. Abhandlung): Studien über Rudolf von Ems: Beiträge zur Geschichte d. Rhetorik u. Ethik im Mittelalter — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37685#0044
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44

Gustav Ehrismann:

ß) 17—39 Publikum. In a) stellt Rudolf eine Gemeinde
fein gebildeter Menschen dar, gleichsam ein Idealpublikum für
den höfischen Dichter, denen schon die zuht gebietet, getriuwe,
wohlmeinend (11, vgl. 2148), zu sein. In 17—39 wendet er sich
unmittelbar an die Hörer. Er scheidet sie in die bekannten Grup-
pen: die höhnischen 17—32, die er als die Bildungslosen jenen edel
Gebildeten gegenüberstellt, und die verständigen 33—39.
y) 40—123 Der Inhalt, betrachtet nach den drei Gesichts-
punkten der Texterklärung: 1. 40—68 Intentio, der Gedanken-
gehalt der Erzählung; 2. 69—88 Materia, der Stoff der Erzäh-
lung; 3. 89 — 123 Causa finalis, der Zweck (berechnet auf die
verschiedenen Gattungen der Leser, sermo ad status).
8) 124 — 132 Schluß des Exordiums, Übergang zur Narratio:
subjektiver Zweck der Arbeit; Wahrheitsbeteuerung.
Die drei Aufgaben, die das Exordium zu erfüllen hat, bene-
volum, intentum, docilem facere, sind berücksichtigt: die Cap-
tatio benevolentiae liegt in der Wendung an die wohlmeinenden
Redner (1 —16. 33—39. 124 — 132) und in der bescheidenen Beur-
teilung der eigenen Kunst (89ff.); die Aufmerksamkeit wird erregt
durch die Darlegung des empfindsamen Gehaltes 40ff. und des
umfangreichen Interessengebietes 108ff., sowie durch den Hinweis
auf die beiden Hauptpersonen 69ff.; das Belehren geschieht durch
die kurze Inhaltsangabe, die ebenfalls in 69 ff. enthalten ist.
Prolog zum 2. Buch, 2143—2334.
a) 2143—2172 Publikum. Die Aventiure1 (die Erzählung,
der Stoff, der Inhalt, narratio) wendet sich an den wohlwollenden
Leser (guot 2143, getriuwe 2148) mit der Bitte, den Dichter zur
Fortsetzung zu bewegen.
ß) 2173—2296 Demut. Rudolf verweist die Aventiure an
bessere Meister. Literarischer Abriß.
y) 2297—2334 Versprechen des Dichters, die Arbeit fortzu-
setzen. Die Aventiure (also Rudolfs Dichtung) soll bei der Dame
des Veranlassers, Konrads von Winterstetten, Fürsprecherin sein,
daß sie dessen Minnedienst erhöre.
Prolog zum 3. Buch, 5595—5658.
a) 5595—5613 Publikum. Dichter und Kunstverständige
mögen jetzt dem Verfasser mit ihrer Belehrung beistehen, da er

1 J. Grimm, Kl. Sehr. 1, 88ff.; Henrich S. 243f.
 
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