Studien über Rudolf von Ems.
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der Meisterschaft und Weisheit, die sich in ihm offenbare. Er
hat also seine Stellung gegenüber Fleck und Ulrich v. Türheim
geändert, sein friunt (Wh. 4390) der Türkeimsere (Wh. 2257),
dessen Clies niuliche (vor kurzem, also nach dem dies Flecks)
erschienen war, hat den ihm ferner stehenden Flecke und seinen
diesroman in seiner Hochschätzung verdrängt (vgl. Leitzmann
S. 316). Der Grund für diese neuerliche Bevorzugung Ulrichs
liegt, wie die Aufnahme Gotfrids von Hohenlohe, darin, daß
Rudolf mittlerweile den schwäbischen Dichtern nahe getre-
ten war. Und eben dadurch läßt es sich erklären, daß nun im
Willehalm bei dem Dichter Absolon (Wh. 2209—2214) der Inhalt
seines Werkes unter rühmenden Worten für dessen Helden, den
Kaiser Friedrich I. (seine Taten und Totenklage) angegeben wird:
es ist eine Huldigung für das schwäbische Kaiserhaus der Staufer,
dessen Ahnenreihe er später in der Weltchronik verherrlichte
(21617—21655) und für dessen letzten Herrscher, Konrad IV., er
die Weltchronik verfaßte. Auch die Totenklage endlich auf Konrad
von öttingen, Wh. 2084—2094, deutet darauf hin, daß Rudolf
zur Zeit der Abfassung des Willehalm mit schwäbischen Herren
in Verbindung stand.
Gedächtnismäßiger Zusammenhang zwischen dem Alexander
und dem Willehalm, spricht sich auch in einzelnen Wendungen aus.
Die Bestandteile, aus denen die Verse über Fleck im Alexander
zusammengesetzt sind, kommen fast alle auch im Willehalm vor:
süeze und underwilent sür, ir lieplich gesellesckaft Ah 3244 f. = Von
lieplicher geselleschaft. . . Süezez sür und liebez leit Wh. 45.47 (Prol.I).
Hier stimmt Willehalm näher zu der Grundstelle, Gotfr. Tristan 60
ir süeze sür, ir liebez leit, aber der ganze Abschnitt Wh. 40 ff.
überhaupt ist Gotfrids Tristan nachgeahmt.
Man kann hier versuchen, einen Blick in die Entstehungsweise
von Selbstwiederholungen zu tun. Der Dichter trägt einen Schatz
von Einzelvorstellungen in geformten Ausdrücken im Bewußtsein,
die in den Blickpunkt treten, sobald das betreffende Vorstellungs-
gebiet angeregt wird: bei Flecks Flore schwebt ihm, als er am
Alexander arbeitete, als Zentralgedanke vor der süße und doch
zugleich bitteres Leid bringende Liebesbund zweier jungen Men-
schen, wie Floren unde Blanscheflür was süeze und underwilent sür
ir lieplich gesellesckaft AL 3243—3245; als er nun die jener Kinder-
liebe so ähnliche Geschichte von Willehalm und Amelie begann,
kamen ihm spontan die früheren im Alexander gebrauchten Worte
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der Meisterschaft und Weisheit, die sich in ihm offenbare. Er
hat also seine Stellung gegenüber Fleck und Ulrich v. Türheim
geändert, sein friunt (Wh. 4390) der Türkeimsere (Wh. 2257),
dessen Clies niuliche (vor kurzem, also nach dem dies Flecks)
erschienen war, hat den ihm ferner stehenden Flecke und seinen
diesroman in seiner Hochschätzung verdrängt (vgl. Leitzmann
S. 316). Der Grund für diese neuerliche Bevorzugung Ulrichs
liegt, wie die Aufnahme Gotfrids von Hohenlohe, darin, daß
Rudolf mittlerweile den schwäbischen Dichtern nahe getre-
ten war. Und eben dadurch läßt es sich erklären, daß nun im
Willehalm bei dem Dichter Absolon (Wh. 2209—2214) der Inhalt
seines Werkes unter rühmenden Worten für dessen Helden, den
Kaiser Friedrich I. (seine Taten und Totenklage) angegeben wird:
es ist eine Huldigung für das schwäbische Kaiserhaus der Staufer,
dessen Ahnenreihe er später in der Weltchronik verherrlichte
(21617—21655) und für dessen letzten Herrscher, Konrad IV., er
die Weltchronik verfaßte. Auch die Totenklage endlich auf Konrad
von öttingen, Wh. 2084—2094, deutet darauf hin, daß Rudolf
zur Zeit der Abfassung des Willehalm mit schwäbischen Herren
in Verbindung stand.
Gedächtnismäßiger Zusammenhang zwischen dem Alexander
und dem Willehalm, spricht sich auch in einzelnen Wendungen aus.
Die Bestandteile, aus denen die Verse über Fleck im Alexander
zusammengesetzt sind, kommen fast alle auch im Willehalm vor:
süeze und underwilent sür, ir lieplich gesellesckaft Ah 3244 f. = Von
lieplicher geselleschaft. . . Süezez sür und liebez leit Wh. 45.47 (Prol.I).
Hier stimmt Willehalm näher zu der Grundstelle, Gotfr. Tristan 60
ir süeze sür, ir liebez leit, aber der ganze Abschnitt Wh. 40 ff.
überhaupt ist Gotfrids Tristan nachgeahmt.
Man kann hier versuchen, einen Blick in die Entstehungsweise
von Selbstwiederholungen zu tun. Der Dichter trägt einen Schatz
von Einzelvorstellungen in geformten Ausdrücken im Bewußtsein,
die in den Blickpunkt treten, sobald das betreffende Vorstellungs-
gebiet angeregt wird: bei Flecks Flore schwebt ihm, als er am
Alexander arbeitete, als Zentralgedanke vor der süße und doch
zugleich bitteres Leid bringende Liebesbund zweier jungen Men-
schen, wie Floren unde Blanscheflür was süeze und underwilent sür
ir lieplich gesellesckaft AL 3243—3245; als er nun die jener Kinder-
liebe so ähnliche Geschichte von Willehalm und Amelie begann,
kamen ihm spontan die früheren im Alexander gebrauchten Worte