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Gustav Ehrismann:
doppelte Kräfte (zwivalten) brauchte. Demnach ist der Sachverhalt
an dieser Stelle im Alexander ursprünglicher als im Willehalm
und somit kann hier die Fassung des Textes als Beweis für den
zeitlichen Vorgang des Alexander angesprochen werden.
Der IV. Prolog des Willehalm ist zusammengestellt aus
Motiven des I. und des VI. Prologs. Er beginnt mit einer Wendung
an die edeln Frauen und tugendhaften Männer 9742f., deren muot
ze tugende stät 9746, die ohne Falsch sind 9745: das ist dieselbe
höfische Gesellschaft wie Prob I, 1 — 16, die die reinen Tugenden
besitzt (1, 13), die getriuwe sint 11 (auch Wh. 2148, g. Gerh. 6844).
Mit 9747—9749 ist Bezug genommen auf den I. Prolog, mit 9759
bis 9792 wird an 40—68 und 89 — 123 erinnert, unmittelbare
Anklänge sind 9760 an 116, 9761—9763 an 44. 113 f., 9766 an 120;
9793—9803 ist angeregt durch 17—39, vgl. bes. 9796—9798 und
26—28. Der nun folgende zweite Teil des Prologs IV schöpft aus
dem VI. Prolog des Alexander. Die Satire auf die Unhöfischen
9793—9852 ist eine realistische Ausführung von Al. 20676—20679,
eine Beleuchtung jener Leute, die nur von ribaldie (bes. Wh. 9812
bis 9818) hören wollen. 9876—9888 sind, wie Wh. 2295—2302,
eine Variierung von Al. 20641—20650. Zu dem verschiedenartigen
Geschmack des Publikums 20665—20683 vgl. Junk S.. 461 f. und
Barl. 404, 5-9.
Der V. Prolog des Willehalm, 12205 — 12272, enthält
keine mit dem Alexander vergleichbaren Stellen. Was im Epilog,
15601 — 15689, in Betracht kommt, ist schon im Bisherigen berührt
worden. Hier taucht eine Reminiszenz an den Epilog des g. Ger-
hard auf: Daz si ... . mine unkunst wol /Hegen Und friuntlichen
rüegen, Ob ich unkünstliche hän Disen mseren her getan: Swaz
min friunt mir friundes rät Irzeiget Wh. 15675 ff. = und daz er
vriuntliche an mir rüege, ob ich der kunst enbir g. Gerh. 6853 f.;
swer min unkunst rüeget so, daz sin rät ist so vriuntlich 6858 f.
Die Vergleichung der beiden Epen scheint mir eine Reihe von Be-
weisgründen dafür gegeben zu haben, daß im Willehalm der Alexan-
der benutzt ist, bezw.. daß der Alexander das frühere Werk ist1.
1 Wenn wirklich die Vermutung Leitzmanns S. 309f. und Busses
S. 39f. (vgl. auch Junk S. 466 und oben S. 83 Anm.l), Rudolf habe zwischen
der Arbeit am Alexander den Willehalm verfaßt (woraus sich ein interessantes
Stilproblem ergeben würde), das Richtige trifft, dann müßte der Alexander
mindestens schon bis zu dem Prolog zum 6. Buch (einschließlich) fertig gewe-
sen sein, ehe der Willehalm begonnen wurde, da ja jener Prolog noch im Wille-
halm benutzt wurde.
Gustav Ehrismann:
doppelte Kräfte (zwivalten) brauchte. Demnach ist der Sachverhalt
an dieser Stelle im Alexander ursprünglicher als im Willehalm
und somit kann hier die Fassung des Textes als Beweis für den
zeitlichen Vorgang des Alexander angesprochen werden.
Der IV. Prolog des Willehalm ist zusammengestellt aus
Motiven des I. und des VI. Prologs. Er beginnt mit einer Wendung
an die edeln Frauen und tugendhaften Männer 9742f., deren muot
ze tugende stät 9746, die ohne Falsch sind 9745: das ist dieselbe
höfische Gesellschaft wie Prob I, 1 — 16, die die reinen Tugenden
besitzt (1, 13), die getriuwe sint 11 (auch Wh. 2148, g. Gerh. 6844).
Mit 9747—9749 ist Bezug genommen auf den I. Prolog, mit 9759
bis 9792 wird an 40—68 und 89 — 123 erinnert, unmittelbare
Anklänge sind 9760 an 116, 9761—9763 an 44. 113 f., 9766 an 120;
9793—9803 ist angeregt durch 17—39, vgl. bes. 9796—9798 und
26—28. Der nun folgende zweite Teil des Prologs IV schöpft aus
dem VI. Prolog des Alexander. Die Satire auf die Unhöfischen
9793—9852 ist eine realistische Ausführung von Al. 20676—20679,
eine Beleuchtung jener Leute, die nur von ribaldie (bes. Wh. 9812
bis 9818) hören wollen. 9876—9888 sind, wie Wh. 2295—2302,
eine Variierung von Al. 20641—20650. Zu dem verschiedenartigen
Geschmack des Publikums 20665—20683 vgl. Junk S.. 461 f. und
Barl. 404, 5-9.
Der V. Prolog des Willehalm, 12205 — 12272, enthält
keine mit dem Alexander vergleichbaren Stellen. Was im Epilog,
15601 — 15689, in Betracht kommt, ist schon im Bisherigen berührt
worden. Hier taucht eine Reminiszenz an den Epilog des g. Ger-
hard auf: Daz si ... . mine unkunst wol /Hegen Und friuntlichen
rüegen, Ob ich unkünstliche hän Disen mseren her getan: Swaz
min friunt mir friundes rät Irzeiget Wh. 15675 ff. = und daz er
vriuntliche an mir rüege, ob ich der kunst enbir g. Gerh. 6853 f.;
swer min unkunst rüeget so, daz sin rät ist so vriuntlich 6858 f.
Die Vergleichung der beiden Epen scheint mir eine Reihe von Be-
weisgründen dafür gegeben zu haben, daß im Willehalm der Alexan-
der benutzt ist, bezw.. daß der Alexander das frühere Werk ist1.
1 Wenn wirklich die Vermutung Leitzmanns S. 309f. und Busses
S. 39f. (vgl. auch Junk S. 466 und oben S. 83 Anm.l), Rudolf habe zwischen
der Arbeit am Alexander den Willehalm verfaßt (woraus sich ein interessantes
Stilproblem ergeben würde), das Richtige trifft, dann müßte der Alexander
mindestens schon bis zu dem Prolog zum 6. Buch (einschließlich) fertig gewe-
sen sein, ehe der Willehalm begonnen wurde, da ja jener Prolog noch im Wille-
halm benutzt wurde.